Nachprägung

Aus MGM Münzlexikon
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Nachprägung des sehr seltenen sächsischen 3-Mark-Stücks 1917 auf das 400jährige

Reformationsjubiläum („Friedrich der Weise“). Die Nachprägung ist unter dem Reichsadler

korrekt mit der vertieft vorhandenen Jahreszahl „1978“ als Replik gekennzeichnet.

1. Nachschlag, Beischlag. Kopie oder Nachahmung einer fremden Münze im Gepräge bzw. Münzfuß aus unterschiedlichen Gründen für den Geldumlauf. In der Antike gab es Nachprägungen häufig aus politischen Motiven, wenn territoriale Zusammenschlüsse ein einheitliches Gepräge erforderten. Auch Handelsvorteilen wegen wurden beliebte Münzen von anderen Prägeberechtigten kopiert, z. B. der → Pegasos-Stater von Korinth in etwa 25 Städten der Adria. Während des Mittelalters war die Nachprägung in Schrot und Korn oder Bild allgemein üblich, bei Bildübernahme und gleichzeitiger Verschlechterung des Gewichts und Feingehalts mit betrügerischer Absicht. Früheste Nachprägungen des Mittelalters sind die Münzen der Germanen aus der Völkerwanderungszeit (→ barbarische Nachahmungen), die besonders römische bzw. byzantinische Solidi (→ Solidus ) und Trienten (→ Triens ) kopierten, später merowingische Goldtrienten und karolingische Gold- und Silberstücke im rechtsrheinischen Germanien, vor allem in Friesland. In der sächsisch-fränkischen Kaiserzeit gab die wirtschaftliche Bedeutung des Kölner Denars (→ Sancta-Colonia-Denar ) Veranlassung zur Nachprägung, ebenso die des → Otto-Adelheid-Pfennigs, hauptsächlich in Hildesheim und Halberstadt. In Norddeutschland wurden die Goslarer Pfennige, in Süddeutschland die Regensburger Denare kopiert. Während der Groschen-Zeit und der Goldgulden-Periode entstanden Nachprägungen in großen Mengen; vor allem die französischen Gros tournois und die florentinischen Goldgulden riefen eine Kettenreaktion von Nachprägungen hervor. Die französischen Tournose-Groschen waren Vorbild für die → Prager Groschen, die wiederum zur Prägung der → Meißner Groschen führten und zum Gegenstand zahlreicher Nachprägungen wurden. In der Neuzeit, vor allem im 17./18. Jh., wurden aus Handelsinteresse zahlreiche Münzen von vielen Ländern vollwichtig oder verschlechtert nachgeprägt, z. B. der niederländische Ritterdukat, der niederländische → Löwentaler und der österreichische → Maria-Theresia-Taler, der wahrscheinlich nach der Stückzahl die am meisten kopierte Münze der Welt ist. Eine Sonderstellung nehmen die aus Gewinnsucht entstandenen Nachprägungen mit dem Charakter einer Fälschung ein, z. B. Nachprägungen Friedrichs II. von Preußen (1740 –1788) zur Finanzierung des Siebenjährigen Krieges (1756 –1763), die mit oder nach fremden Stempeln hergestellt wurden. Eine unrühmliche Rolle spielten auch englische Nachprägungen aus Birmingham, die z. T. als Subsidien an europäische Länder dienten. Auch Napoleon I. (1804 bis 1814/1815) ließ Münzen nachprägen sowie Papiergeld von Österreich, England, Preußen und Rußland in Paris nachdrucken (das trug allerdings den Charakter der Geldfälschung, um den Gegner wirtschaftlich zu schädigen).
2. Offizielle staatliche Nachprägungen vor allem von Goldmünzen früherer Zeiten von den Originalstempeln (Neuabschlag) oder von nachempfundenen Stempeln (→ Neuprägung ). → Nowodel
3. Nachahmung alter Münzen von privater Seite, entweder als Replik seltener Münzen für Sammler, zu Werbezwecken oder einfach als Verkaufsobjekt, wie es z. B. einige Banken und Sparkassen in der Bundesrepublik Deutschland in den 70er Jahren des 20. Jh. mit seltenen Talern praktizierten. Neu war das nicht, denn schon im 19. Jh. hatte die Nürnberger Firma Lauer solche Taler-Repliken angefertigt. Die sogenannten Schmidt/Hausmann-Nachprägungen, die Fälschungen deutscher Reichsgoldmünzen aus den 60er Jahren des 20. Jh., waren durch eine Gesetzeslücke möglich.