Prager Groschen

Aus MGM Münzlexikon
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Böhmen, Wenzel II. (1278 – 1305), Prager Groschen o. J., Münzstätte Kuttenberg

Auch Böhmischer Groschen: in Anlehnung an die französischen Turnosen (→ Gros tournois) mit doppelter Umschrift erstmals unter König Wenzel II. von Böhmen (1278 –1305) um 1300 ausgeprägte Silbermünze, die bis 1547 (→ Kleiner Groschen ) bestehen blieb. Reiche Silberfunde in Kuttenberg (Kutná Hora) ermöglichten Wenzel II. bei einem Silberertrag von über 6500 kg und durch sein Silbermonopol eine jährliche Ausprägung von etwa 1,7 Mio. Prager Groschen. Eingeteilt in 12 → Parvus, sollte der Prager Groschen zu 64 Stück aus der Prager Gewichtsmark von 253,14 g gemünzt werden. Die ersten Groschen nach 1300 erreichten jedoch nur ein Rauhgewicht von 3,77 bis 3,86 g, was eine Ausbringung von durchschnittlich 65,5 Prager Groschen auf die Prager Mark ergab. Bei 930⁄1000 bis 937⁄1000 Feinheit hielt dieser Prager Groschen 3,621 g Silber. Gepräge: Vs. böhmische Krone; Umschrift WENCEZLAVS SECVNDVS DEI: GRATIA: REX: BOEMIE; Rs. doppelschwänziger Löwe, Umschrift GROSSI: PRAGENSES. DEI: GRATIA: REX: BOEMIE. Die Prager Groschen wurden bald zur beliebtesten Großmünze auch in den Nachbarländern Böhmens. Unter König Johann I. von Luxemburg (1310 –1346) setzte eine Verschlechterung des Münzfußes ein, die bis zur Regierungszeit Ferdinands I. (1526 – 1564) anhielt, Rauhgewicht etwa 2 g, Feingewicht 0,844 g (422⁄1000 fein). Hauptmünzstätte war stets Kuttenberg trotz der Umschrift „Grossi Pragenses“. In Ungarn wurden zwischen 1328/29 und 1338 Groschen nach böhmischem Vorbild in Kremnitz (Körmöcbánya) geschlagen. In Polen ließ Kasimir III. (1333 bis 1370) Groschen in Krakau prägen, die anstelle des böhmischen Löwen den polnischen Adler als Münzbild aufweisen. Wegen der ständigen Münzverschlechterung der Prager Groschen wurden von vielen deutschen Städten zur Unterscheidung der vollwertigen Stücke von den minderwertigen bzw. zur Tarifierung die Prager Groschen im 15. Jh. durch Gegenstempel gekennzeichnet. Der Prager Groschen diente als Vorbild bei der Einführung des → Meißner Groschens.