Vom Jagen und Finden
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Vom Jagen und Finden
Eine Medaille auf das Denkmal für Dietrich Eckart in der Gemeinde Bichl (Oberbayern), gestaltet 1934 von dem Bildhauer Karl May
Achim Feldmann
Karl May? - das ist doch ein Schriftsteller!? Dies ist stets die allererste Reaktion, die man bekommt, wenn man sich nach dem Künstler Karl May erkundigt. Wer den Namen Karl May hört, denkt sofort an Winnetou und den Schatz im Silbersee, an Pierre Brice, Hadschi Halef Omar und Old Shatterhand. In diesem Beitrag hier soll es jedoch nicht um den berühmten Schriftsteller aus Radebeul (1842-1912) gehen. Thema der vorliegenden Abhandlung ist vielmehr ein Künstler, der Schmuck, Großplastiken, Grabdenkmäler, Kleinbronzen, Gemälde, Zeichnungen und Medaillen geschaffen hat. Mit dem Schriftsteller hatte er nur den Namen gemeinsam.
Der Bildhauer Karl May Zu dem Bildhauer Karl May (1884-1961) sind bislang noch keine grundlegenden Studien erschienen, lediglich einige erste Annäherungen an Künstler und Werk1). Daher seien hier einige Fakten zu seinem Lebenslauf zusammengestellt. Karl May wurde am 31. Januar 1884 in Frauenaurach als zweiter Sohn des Maurergesellen und Steinhauers Karl May sen. (1854-1922) und dessen Ehefrau Anna, geb. Bever (1851-1920) geboren. Frauenaurach war damals ein kleines Dorf südwestlich der Stadt Erlangen. Karl May wuchs mit vier Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach seiner Gesellenprüfung besuchte er 1903-1907 die Kunstgewerbeschule in Nürnberg und ab 1907 ein Atelier für kirchliche Kunst in Bamberg. Im Herbst 1908 übersiedelte er mit 24 Jahren nach München und besuchte die Städtische Bildhauerschule von Professor Franz Bernauer (1861-1916), der für seine monumentale Grabmal- und Brunnenplastik bekannt war. 1911 begann er ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München, damals eine der renommiertesten Kunsthochschulen in Deutschland. Auf der Akademie trat Karl May in die Bildhauerklasse bei Professor Erwin Kurz (1857-1931) ein. Während des Ersten Weltkriegs blieb Karl May in der Akademie, da er für kriegsuntauglich befunden wurde. In dieser Zeit schuf er einige ovale eiserne Kriegsmedaillen, durch die er bis heute bei Liebhabern der Kriegsmedaillenkunst bekannt ist. Durch einen Grabstein mit einer trauernden Figur aufmerksam geworden, engagierte ihn auch der bedeutende Bildhauer Adolf von Hildebrand (1847-1921) als Gehilfe in seinem Atelier. Diese Zusammenarbeit zwischen Karl May und Hildebrand dauerte bis 1919 und brachte dem jungen Künstler natürlich für seinen weiteren Werdegang entscheidende Vorteile. Im April 1919 verließ Karl May die Akademie und machte sich selbstständig. Neben der Teilnahme an den Kunstausstellungen im Glaspalast zwischen 1910 und 1931 war er auch an Kollektivausstellungen unter anderem in Nürnberg, Dortmund, Hildesheim und Danzig beteiligt. Als der Glaspalast im Jahre 1931 abbrannte, wurden die Kunstausstellungen zunächst in den Bibliothekbau des Deutschen Museums, ab 1933 in die Neue Pinakothek, dann ab 1938 in das Maximilianeum verlegt. Man nannte sie aber weiterhin 'Glaspalastausstellung'. Auch dort war Karl May bis 1943 präsent, parallel zu seiner Beteiligung an den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Haus der Deutschen Kunst zwischen 1938 und 1944. Karl May hat im Laufe seines künstlerischen Wirkens eine große Anzahl kleinplastischer Arbeiten, Reliefs, Schmuck und Medaillen in Stein, Keramik,Porzellan, Majolika und Metall geschaffen. In den 1920er- und 1930er-Jahren entstanden mehrere Grabmäler auf dem Waldfriedhof, dem Ostfriedhof und dem Nordfriedhof in München sowie auf dem Friedhof in Frauenaurach. Daneben schuf er eine Reihe von Kriegerdenkmälern, zumeist für die Gemeinden seiner Heimat um Erlangen herum, zum Beispiel für Frauenaurach (1920), Eltersdorf (1921), Bruck (1922), Bubenreuth (1923), Möhrendorf (1923), Baiersdorf (1923) und Kleinseebach (1924). Er beteiligte sich erfolgreich an diversen Wettbewerben; Ergebnisse waren zum Beispiel der ehemalige Gesundheitsbrunnen in Nürnberg, verschiedene Reliefs in Nürnberg und in München, Brücken- und Brunnenfiguren in München und in Berlin sowie weitere Werke in Dresden und Stuttgart. So konnte er 1925 mit seiner Plastik des 'Wasserschöpfers' zum figürlichen Schmuck der Reichenbachbrücke in München beitragen. 1930 entwarf er für die Kirche St. Gabriel in München einen Taufstein aus gebranntem Ton, der auf den vier Seiten religiöse Reliefdarstellungen aufweist. 1934 hat er zusammen mit anderen Künstlern im Schlachthof in München an der Ausschmückung des neuen Kutteleigebäudes mitgewirkt. Auch im Verlauf der 1930er- und frühen 1940er-Jahre erwarb sich Karl May einen guten Ruf, so dass zu seinem 60. Geburtstag am 31. Januar 1944 sowohl die Münchner Neuesten Nachrichten als auch der nationalsozialistische Völkische Beobachter eine kurze Würdigung veröffentlichten2). Da er von Mai 1933 bis April 1945 Mitglied der NSDAP und hierin zwischen 1937 und 1943 sowie von 1944 bis 1945 Blockleiter der Ortsgruppe Gern gewesen ist, wurde nach dem Krieg ein Verfahren gegen ihn eröffnet3). Hierbei wurde zunächst am 28. November 1945 ein Berufsverbot gegen ihn verhängt, dann wurde er in mehreren Spruchkammerentscheiden 1947 zunächst als 'Aktivist', dann als 'Mitläufer' eingestuft; schließlich wurde aufgrund der 'Weihnachtsamnestie' am 1. Juni 1948 das Verfahren gegen ihn eingestellt. Nach dem Krieg hat er sich mit seiner Kunst nur noch gerade so 'über Wasser halten' können. 1953 schuf er noch eine Medaille auf den 75. Geburtstag des Kunsthändlers und Philatelisten Friedrich Heinrich Zinckgraf (1878-1954). Karl May ist am 2. September 1961 gestorben, begraben wurde er auf dem Waldfriedhof in München, wo sein Grab noch immer vorhanden ist.
Der Dichter Dietrich Eckart Im Oktober 1934 gestaltete Karl May ein wuchtiges Denkmal auf Dietrich Eckart (1868-1923) in dem kleinen Ort Bichl südlich von München. Eckart war ein Dichter, Publizist und früher Vorkämpfer des Nationalsozialismus. Er hatte zwischen 1916 und 1918 drei Sommer in Bichl verbracht und dort sein Bühnenstück 'Lorenzaccio' geschrieben. Um dieses Denkmal und die zu diesem Ereignis erschienene Bronze-Gussmedaille soll es in diesem Beitrag gehen. Dietrich Eckart wurde am 23. März 1868 in Neumarkt (Oberpfalz) als Sohn eines Notars geboren. 1891 brach er sein Medizinstudium in Erlangen ab. Durch den Tod des Vaters 1895 kam er als Erbe zu einem ansehnlichen Vermögen und nahm in der Folgezeit eine Tätigkeit als Journalist, Literatur- und Theaterkritiker in Neumarkt, Leipzig, Berlin und Regensburg auf. In diesen Jahren "betätigte sich E. als Lokalmitarbeiter und Kritiker für kleinere Zeitungen und führte nach unsteten Wanderjahren und dem Verzehr des väterlichen Erbes in Berlin das Hungerleben eines kleinen Literaten." 4) Seine in verschiedenen Zeitungen veröffentlichten Gedichte, Kurzgeschichten, Stimmungsbilder und Rezensionen fanden jedoch kaum Beachtung.
In den folgenden Jahren hat er zwischen 1903 und 1918 mehrere Bühnenstücke geschrieben. Sein dramatisches Werk enthält fünf zeit- und gesellschaftskritische Komödien und ein Drama, zwei Historienstücke sowie die deutsche Übersetzung und Nachdichtung von 'Peer Gynt' des norwegischen Dichters Henrik Ibsen (1828-1906), die jedoch fast alle über die ersten Aufführungen nicht hinaus kamen. Dazu entstanden theoretische Schriften zur Theaterkritik und -interpretation, tagespolitische Texte sowie zeitkritische und politische Gedichte5). Sein erstes Theaterstück war 1903 das Lustspiel 'Der kleine Zacharias', das in Lüneburg und Celle sowie 1904/05 in Beuthen aufgeführt wurde. Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei kontrastierende Dichtergestalten, der darbende Idealist und der erfolgreiche Modeautor. 1904 folgte die romantische Komödie 'Der Froschkönig', in Anlehnung an das gleichnamige Märchenmotiv, die 1905 in Leipzig und Berlin auf die Bühne gebracht, danach bis 1907 noch in Dortmund, Essen, Hannover, Nürnberg und Bamberg aufgeführt wurde. Die 1904 entstandene tragische Komödie 'Familienväter' spielt im Zeitungsmilieu, worin die wirtschaftliche Abhängigkeit und geistige Unterdrückung der Redakteurs durch den Verlagsbesitzer geschildert werden. Das Stück wurde in Regensburg und Straubing sowie zwischen 1905 und 1907 in München, Graz, Zürich und Wien gespielt. 1907 entstand das Schauspiel 'Der Erbgraf', das mit dem Selbstmord des jungen Erbgrafen Erwin endet, als dieser erfährt, dass er in Wirklichkeit bürgerlicher Abstammung ist; die adelige Gesellschaft hatte ihn aus ihren Kreisen ausgeschlossen. In der 1909 geschriebenen Komödie 'Ein Kerl der spekuliert' steht der aus kleinen Verhältnissen stammende Geschäftsmann und Fabrikant Pranke im Mittelpunkt, der rücksichtslos seine Töchter und Mitarbeiter dem Streben nach materiellem Vorteil opfert. Die 1910 fertiggestellte Komödie 'Ein x-beliebiger Mensch' entstand nach dem Roman 'Our mutual friend' von Charles Dickens (1812-1870). Diese drei Stücke sind zu Lebzeiten Eckarts nicht aufgeführt worden. 1912 erarbeitete er eine Nachdichtung von Ibsens Drama 'Peer Gynt', deren häufige Aufführung in Berliner Theatern zwischen 1914 und 1931 trotz viel negativer Kritik als einziges seiner Stücke größeren - auch finanziellen - Erfolg gehabt hat. Im Jahre 1915 - während der patriotischen Gefühlsaufwallungen zu Beginn des Weltkrieges - wurde das Historienstück 'Heinrich der Hohenstaufe' in Berlin uraufgeführt, ein Thema aus dem Mittelalter um den früh verstorbenen Stauferkaiser Heinrich VI. (reg. 1190-1197). Es verklärte die Vergangenheit des 'deutschen Wesens'; Heinrich VI. wurde als Idealbild einer Herrschergestalt dargestellt. Doch nach einem Anfangserfolg wurde das Stück bereits nach sechs Aufführungen abgesetzt, angeblich auf Wunsch des Reichskanzlers, der diplomatische Gründe dafür angab. Viele dieser Stücke sind aus eigenem Erleben gestaltet, die Hauptpersonen sind Spiegelungen seiner eigenen Persönlichkeit. Eckart begann in dieser Zeit, ein elitäres Bewusstsein zu entwickeln; er sah sich zunehmend als verkanntes Genie, dessen radikale, gegen alle Oberflächlichkeit gerichtete Überzeugung gegen die Regeln des Kunstbetriebes verstoße und deshalb keine Chance erhalte. Er meinte, nur wenigen Menschen sei es vergönnt, das Wesen der Welt zu durchschauen. Ein solcher Mensch sei ein 'Auserwählter'. "Er zeichne sich durch 'Weltverneinung' aus, im Gegensatz zu dem in der Natur befangenen Menschen, der durch 'Weltbejahung' gekennzeichnet sei." 6) Wenn man die literarische Qualität seines Werks und dessen insgesamt doch eher geringen Erfolg bei der Realisation auf der Bühne betrachtet, erscheint eine Auseinandersetzung damit zunächst kaum gerechtfertigt. Erst seine spätere politische Tätigkeit, die Nähe seines literarischen Werks zum Nationalsozialismus und insbesondere seine persönliche Beziehung zu Adolf Hitler können eine Beschäftigung mit dem Theaterdichter Eckart begründen. Sein Bühnenwerk ist in der Zeit des Dritten Reiches durch mehrere zwischen 1933 und 1941 erschienenen Biographien und Interpretationen seiner Werke7) idealisiert und - allerdings fälschlich - nachträglich als ein Kapitel nationalsozialistischer Dramatik dargestellt worden. Hierbei wurde versucht, sein Werk im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie und Kunstauffassung zu vereinnahmen, dabei wurde er als 'Vorläufer des Nationalsozialismus' und 'erster Nationalsozialist' bezeichnet. Dies ist - im Nachhinein gesehen - nicht in allen Punkten gerechtfertigt. Paul Wilhelm Becker hat sich im Jahre 1969 in einer Dissertation ausführlich mit Eckarts dramatischem Werk beschäftigt, es in den jeweiligen Zeitkontext eingeordnet und auch die Erklärungsversuche der 1930er-Jahre mit einbezogen. Auf seine Ergebnisse wird hier bevorzugt zurückgegriffen. 1913 heiratete Dietrich Eckart die vermögende Witwe Rosa Marx aus Blankenburg, die drei Töchter mit in die Ehe brachte. Im Jahre 1921 wurde er wieder von ihr geschieden. Im Herbst 1915 zog er nach München um. Dort gründete er den Hoheneichen-Verlag, in dem er in der Folgezeit seine Schriften selbst verlegte, der aber auch sonstiges schöngeistiges, nationales, völkisches und extrem rechtes Schrifttum veröffentlichte.
Das Bühnenstück 'Lorenzaccio' Die Tragödie 'Lorenzaccio' war Eckarts letzte Bühnenarbeit. An diesem Werk schrieb er seit Sommer 1916. Die erste Veröffentlichung geschah im Spätherbst 1918 beim Verlag Maenicke & Jahn in Rudolstadt. Später druckte er das Stück nochmals im August 1920 in seinem eigenen Verlag in München, danach noch mehrmals (anscheinend insgesamt sieben Auflagen), 1922 sogar von Adolf Vogl (1873-1961) mit einer Schauspielmusik für großes Orchester versehen8). Für das Verständnis des Zitates auf der Rückseite der Medaille ist es notwendig, auf das Theaterstück ausführlicher einzugehen. Das Zitat stellt die Essenz des Stückes und des damaligen philosophischen Denkens von Dietrich Eckart dar. Der geschichtliche Hintergrund des Stückes sind die Machtkämpfe in Florenz in der Zeit der Renaissance. Der Thron der Medici ist verwaist. Neben dem rechtmäßigen Erben Lorenzo gibt es noch zwei weitere Bewerber, beides Bastarde aus der Medici-Familie, zum einen der Kardinal Ippolito, zum anderen Alessandro, der Günstling des Papstes Clemens VII. (reg. 1523-1534). Der jugendliche Lorenzo kann seine Ansprüche auf den Thron nicht durchsetzen; er ist eher eine Künstlernatur, hin- und hergerissen zwischen Ehrgeiz und Selbsterachtung, zwischen Weltbejahung und Weltverneinung, voll Sehnsucht nach Liebe und gleichzeitig voll abgrundtiefer Verachtung dafür. "An Stelle des Bildes der Harmonie, des Rechts und der Ordnung in 'Heinrich der Hohenstaufe' tritt im 'Lorenzacccio' das der Dekadenz, der Unordnung, des Unrechts und des Chaos. Die Begeisterung ist dem lähmenden Gefühl der Leere und Enttäuschung gewichen; das zuvor propagierte aktive, vom Erfolg gekrönte Handeln verkehrt sich nun in Feigheit und Passivität." 9) Das Stück spielt in Rom (1. Aufzug), Florenz (2.- 4. Aufzug) und Venedig (4.-5. Aufzug). Im ersten Aufzug klagt Lorenzo sich gegenüber seiner Mutter voll Hohn selbst an, sich widerstandslos den Thron seiner Väter rauben zu lassen. Seine Geliebte Semiramide weiche ihm aus und verkehre jetzt stattdessen immer öfter mit Ippolito. Ein Dominikaner erscheint und ergeht sich in einem düsteren Monolog über die Laster in Florenz, die nur ein aufrechter Führer und Retter besiegen könne. In der nächsten Szene sitzt Clemens VII. zu Gericht über Lorenzo. Ippolito ist ermordet worden und Lorenzo wird verdächtigt. Er wird zwar vom Mordvorwurf freigesprochen, jedoch aus Rom verbannt. Er muss Alessandro, der jetzt Herzog von Florenz geworden ist, als eine Art Hofnarr zu Diensten sein; für Lorenzo eine tiefe Demütigung. Im zweiten Aufzug sieht man Lorenzo etwa eineinhalb Jahre später am Hofe Alessandros, eines Mulatten, da dieser ein heimlicher Sohn Clemens' VII. mit einer Afrikanerin ist. Lorenzo wird vom Volke verachtet und 'Lorenzaccio' ('Schuft Lorenzo') genannt. Seine alte Liebe Semiramide hat Verbindungen zu den Feinden Alessandros aufgenommen und drängt Lorenzo, Alessandro zu töten; doch Lorenzo kann sich nicht zur Tat durchringen. Auf einem großen Fest in Florenz wird die Pracht und Lasterhaftigkeit des Hofes demonstriert. Die nächste Szene berührt die Kernfrage des Stückes. Sie spielt im Gebirge in der Nähe von Florenz. Lorenzo trifft dort Ahasver, den 'ewigen Juden', der sich die Welt untertan machen will. Er zeigt Lorenzo von einem Gipfel aus ganz Italien und verspricht ihm, er sei zum Herrn der Welt geboren. Die junge Veronika, die im Gebirge wohnt, kommt hinzu. Sie verkörpert - begleitet von einem weißen Lamm - die reine Unschuld, und weiht ihr Leben der Madonna. Damit sind die beiden Kräfte, die in Lorenzo miteinander ringen, die Weltbejahung und die Weltverneinung, versinnbildlicht. Lorenzo ist von Veronikas Unschuld hingerissen, er verscheucht Ahasver. Im dritten Aufzug im Palast in Florenz plant Lorenzo, mit Veronika zu entfliehen und der Welt zu entsagen. Die eifersüchtige Semiramide entdeckt das Versteck, wohin Lorenzo Veronika gebracht hat, und verrät es dem Herzog Alessandro. Veronikas Schönheit weckt die Gier in ihm. Alessandro weist Lorenzo an, Veronika zu holen; dieser bringt sie in seine Wohnung. Lorenzo ist von Misstrauen gepackt und glaubt, Veronika habe sich Alessandro an den Hals geworfen. Dafür will er sie jetzt für seinen Racheplan gegenüber Alessandro benutzen. Lorenzo bringt beide in seinem Gemach zusammen, und als Alessandro sich seines Harnischs entledigt, erdolcht Lorenzo ihn. Damit hat er sich wieder der Weltbejahung ergeben. Im vierten Aufzug besucht Lorenzo die Werkstätte von Michelangelo in Florenz, den er noch aus gemeinsamen Künstlertagen kennt. Er ist halb verwildert und irrsinnig geworden, in seinen Wahnvorstellungen taucht Ahasver auf, der ihn ständig verfolgt. Lorenzo möchte von Michelangelo, dem weisen Meister, eine Absolution erhalten. Dieser segnet ihn, Lorenzo fühlt sich befreit. In der nächsten Szene im Haus des Filippo Strozzi, einem der Hauptfeinde Alessandros im Exil in Venedig, wird Lorenzo im Triumph empfangen. Die Verschwörer wollen Lorenzo wieder zum Thron verhelfen, freilich soll er nur Marionette für ihre Pläne sein. Doch Semiramide bringt die Nachricht, dass Cosimo zum neuen Herzog eingesetzt worden sei; alle sind wie versteinert. Sie berichtet auch, dass Veronika als Beihelferin zum Mord an Alessandro auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Der fünfte Aufzug spielt in einer Kirche in Venedig. Zwei von Cosimo gedungene Mörder warten auf Lorenzo. Dieser trifft sich erneut mit Ahasver, doch diesmal sind die Rollen vertauscht. Ahasver ist müde und klagt, dass er trotz aller Macht über Menschen und Dinge die Herzen nicht bezwingen könne, und daher eigentlich gar keine Macht habe. Lorenzo dankt ihm für die Verführung seiner Seele, denn nur dadurch habe er nach innerem Kampf letztlich den richtigen Weg finden können: "Ahasver (tieftraurig): (...) Denn wenn ich auch die halbe Welt bezwang, / Die Herzen, siehst du, bleiben unbezwungen - / Sogar das deine, und das will was sagen. / Lorenzo (innig-ruhig): Und dennoch dank' ich dir für dieses Wollen! / Wir alle müssen erst nach außen jagen, / Bevor wir finden, was wir finden sollen." Das Ewige Licht in der Kirche leuchtet auf, und man hört die Stimme von Veronika. Ahasver verschwindet, Lorenzo kniet nieder. In diesem Augenblick wird er von den Mördern erstochen; im Tod findet er Erlösung.
Eckart stellt den Dichter Lorenzo zwischen zwei Bereiche: den der Weltbejahung (verkörpert in der Figur des Ahasver) und den der Weltverneinung (die ihren Ausdruck in der Gestalt Veronikas findet)10). In der Diesseitigkeit liegt die Wurzel für Machtgier und Triebhaftigkeit am Hofe des Herzogs Alessandro. Der Herzog wird als Wüstling und Lüstling beschrieben, von dem sich auch Lorenzo mitreißen lässt. "Nebeneinander wohnen in seiner Seele die Weltverneinung Savanarolas und die Weltlust der Mediceer. Gleich stark sind das Ja und das Nein, und ihr Kampfplatz ist Lorenzos Künstlerseele." 11) Veronika - als verkörperte Unschuld mit einem weißen Lamm - versinnbildlicht die Seele, das bessere Ich Lorenzos. Lorenzo opfert zunächst Veronikas Unschuld für seine Ziele, verliert danach fast den Verstand. Erst durch diese Verstrickung in die Welt - im Kampf zwischen Weltbejahung und Weltverneinung - ist ihm die Erlösung möglich. Lorenzo findet diese durch sich selbst, d. h. durch das Bewusstsein, in einer 'Wahnwelt' zu leben und im Kampf mit ihr zu stehen, bis sich die Seele im Tod aus ihr erlöst. Albert Reich meinte 1933, dass der 'Lorenzaccio' "ohne Frage zum Besten gehört, was deutsche Dramatik in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat", Raimund Lembert 1934 und Hermann Wanderscheck 1939 bezeichneten das Stück als Eckarts "größte dichterische Schöpfung", nach Wilhelm Grün 1941 war damit "der Gipfel arischer Weisheit erklommen" 12). Insgesamt haben die Interpreten der 1930er-Jahre jedoch vornehmlich die zugrundeliegenden 'weltanschaulichen Gedanken' Eckarts und weniger die Struktur des Stückes selbst in den Blick genommen. Lorenzos Kampf spiegele die geistig-philosophische Entwicklung Dietrich Eckarts wider, der in seinem Leben selber zwischen den Polen der Weltverneinung und Weltbejahung oszilliert habe13). In einer höheren Ebene wird im 'Lorenzaccio' das politische, geistige und gesellschaftliche Bild der florentinischen Renaissance als Abbild der Zeit des Weltkriegsendes in Deutschland benutzt, worauf vor allem die Widmung des Stückes hinweist. Der Verfall des Hauses Medici wird als Metapher für den Verfall Deutschlands benutzt14). Eckart gebraucht im 'Lorenzaccio' erstmals synonym die Begriffe 'Materialismus' und 'jüdischer Geist' und bot damit auch dem Nationalsozialismus Ansatzpunkte für seine antisemitischen Auffassungen. Diesem 'jüdischen Geist' verdanke letztendlich auch das Deutsche Reich seine Niederlage im Weltkrieg - eine Auffassung, die im damaligen Deutschland, das von der Niederlage im Krieg vollkommen überrascht und geistig überfordert worden war, eine weitverbreitete Auffassung gewesen ist. "Jedoch muss im Blick auf Interpretationsversuche im Dritten Reich darauf hingewiesen werden, dass für ihn der Begriff Judentum nicht, zumindest noch nicht im 'Lorenzaccio', allein von rassischen Merkmalen gefüllt wird", sondern dass dieser Begriff "hauptsächlich als geistig-seelische Haltung von ihm verstanden wird, d. h. als Verhaftetsein des Menschen im Diesseits, im Materialismus, so dass also nach seiner Auffassung auch ein 'Nichtjude' in 'jüdischem Geiste' leben kann" 15) 1918 hat sich Eckart um eine Bühnenrealisation seines Stückes bemüht, es kam jedoch keine Inszenierung zustande. So ist 'Lorenzaccio' zu Lebzeiten Eckarts nicht aufgeführt worden. Wahrscheinlich wäre es nach seinem frühen Tod auch niemals zur Aufführung gekommen, wenn es 1933 nicht den politischen Umschwung in Deutschland gegeben hätte.
Dietrich Eckart als 'Künder des Dritten Reiches' Nach 'Lorenzaccio' hat Eckart keinerlei Bühnenstücke mehr verfasst und sich stattdessen vollends der Tätigkeit als politischer Schriftsteller und Journalist zugewandt. Die Übersiedlung in die bayerische Hauptstadt markiert einen Wendepunkt in seinem Leben. In den vorausgegangenen Jahren hatte er seine künstlerischen Neigungen ausgelebt. Unter dem Eindruck des Weltkrieges begann er nun, sich mit dem aktuellen Zeitgeschehen zu befassen. In München kam er in Kontakt mit völkischen Kreisen wie der 'Thule-Gesellschaft' und trat als Verfasser rechtsradikaler und antisemitischer Traktate hervor. Eckarts Judenhass hat sich - nach Ausweis seiner Schriften - anscheinend erst zwischen 1914 und 1916 herauskristallisiert16). Offensichtlich hat auch die ablehnende Haltung, die die - seiner Ansicht nach 'verjudete' - Presse in Berlin seinen Dramen gegenüber zumeist eingenommen hatte, seine antisemitische Haltung mitbestimmt. In seinem übersteigerten Selbstbewusstsein kam es ihm nicht in den Sinn, an der Qualität seiner Dramen zu zweifeln; für die häufigen Misserfolge machte er vielmehr die Ungunst der Zeit verantwortlich. Je mehr er auf Widerstand stieß, desto stärker wurde seine Gewissheit, dass man sich gegen ihn, den Deutschgesinnten, verschworen habe. Von daher wird Eckarts fanatischer Eifer - aus dem Glauben erwachsen, eine Mission erfüllen zu müssen - erklärlich17). Die bayerische Räterevolution gab ihm dann den letzten Anstoß, von der 'beschaulichen Dichterstube' in die Tagespolitik - quaUnten links: Das Grab Dietrich Eckarts auf dem Alten Friedhof in Berchtesgaden (Foto: Feldmann 2014). Unten rechts: Einweihung des Dietrich-EckartDenkmals in seiner Geburtsstadt Neumarkt (Oberpfalz) 1933, Alfred Rosenberg bei seiner Ansprache (Urban: Neumarkt, S. 82). Münstersche Numismatische Zeitung XLV,2 (Juni 2015) 7 si von der Weltverneinung zur Weltbejahung - überzuwechseln. Diese Periode seines Schaffens ist es vornehmlich, die seiner späteren Würdigung im Dritten Reich zugrundelag. Er gab seit Dezember 1918 mit Unterstützung des Verlegers Julius Friedrich Lehmann (1864-1935), dem Führer der 'Alldeutschen' in München, die Zeitschrift 'Auf gut deutsch' heraus, laut Untertitel eine 'Wochenschrift für Ordnung und Recht', die im Hoheneichen-Verlag erschien. Einer der Hauptmitarbeiter bei dieser Zeitschrift war der spätere nationalsozialistische 'Chefideologe' Alfred Rosenberg (1893-1946). Hierin griff Eckart die 'November-Gesinnung' und die 'Verjudung' der deutschen Gesellschaft scharf an. Auch der 'Lorenzaccio' ist hier nochmals abgedruckt worden (2. Jg. 1920, Heft 15/29). Mit der Übernahme der Schriftleitertätigkeit beim Völkischen Beobachter im August 1921 stellte er das Erscheinen dieser Zeitschrift ein. Vermutlich im Herbst 1919 lernte Eckart Adolf Hitler kennen, der in dieser Zeit gerade erst Mitglied der Deutschen Arbeiter-Partei (DAP) geworden war, die er in den folgenden Jahren nach seinem Willen zur NSDAP umformte. Doch zur Jahreswende 1919/20 war er noch unsicher und brauchte Unterstützung. Eckarts fanatischer völkischer Patriotismus und sein radikaler Antisemitismus haben auf Hitler gerade am Anfang seiner politischen Laufbahn den größten Einfluss ausgeübt; er war für ihn so etwas wie ein Lehrer, sein Mentor und Ideengeber18). Umgekehrt war auch Eckart von der Person Hitlers fasziniert. Er widmete sich in der Folgezeit der Propagierung Hitlers als des kommenden 'Retters', wofür er diesen im Dezember 1921 im Völkischen Beobachter erstmals als 'Führer' bezeichnete. Dank seiner Unterstützung wurde Hitler mit der Zeit gesellschaftsfähig. Eckart war es auch, der den nationalsozialistischen Kampfbegriff 'Drittes Reich' prägte. Er verfasste das 'Sturmlied der SA' (siehe Abb. S. 3) und machte die im Refrain verwendete Formulierung 'Deutschland erwache!' zum NS-Schlachtruf. Als 'Dichter der Bewegung' genoss er zeitweilig große Popularität. Einem Haftbefehl wegen Verunglimpfung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert (1871-1925) in einem seiner Zeitungsbeiträge entzog er sich im April 1923 ins Gebirgskurhaus Obersalzberg. Hier besuchte ihn Hitler im Mai 1923. Die Parteilegende behauptete, dass während dieses mehrwöchigen Aufenthaltes die Pläne zum Putschversuch im November 1923 entstanden seien. Auf jeden Fall hat Hitler bei dieser Gelegenheit erstmals die Schönheit der Berge kennengelernt und sich in den folgenden Jahren hier sein Domizil auf dem Obersalzberg erbauen lassen, das in den späten 1930er-Jahren zeitweise so etwas wie ein zweites Regierungszentrum neben Berlin wurde. Im Oktober 1923 konnte Eckart nach München zurückkehren. Ob er am Hitlerputsch direkt beteiligt war, ist noch unklar. Eine Woche danach wurde er in München verhaftet, nach schweren Herzanfällen jedoch nach einen Monat wieder aus dem Gefängnis entlassen. Bereits eine Woche später erlag er am 26. Dezember 1923 in Berchtesgaden im Alter von 55 Jahren einem weiteren Herzschlag. Er ist auf dem dortigen Alten Friedhof begraben. Hitler widmete ihm 1927 den zweiten Teil seines Buches 'Mein Kampf'19). Von dieser persönlichen Wertschätzung Hitlers her ist auch die allgemeine Würdigung Eckarts in der Zeit des Dritten Reiches zu sehen. Posthum ehrte man ihn 1933 in einer Reihe von Gedenkfeiern zu seinem 10. Todestag, später dann jeweils zu seinen Geburtstagen. Die zu Lebzeiten Eckarts nicht aufgeführten Stücke erlebten Ende 1933 und Anfang 1934 ihre Uraufführung. So gelangte das Stück 'Lorenzaccio' am 7. Oktober 1933 unter der Regie von Detlef Sierek (1897-1987)20) in Leipzig zur Uraufführung. Danach kamen auch seine Stücke 'Ein x-beliebiger Mensch' (28.12.1933 in Augsburg), 'Ein Kerl der spekuliert' (4.3.1934 in Leipzig) und 'Der Erbgraf' (9.4.1934 in Eisenach) zur Uraufführung. Sein Stück 'Der Froschkönig' wurde 1934 von Ernst Leopold Stahl, dem Leiter der bayerischen Landesbühne, bearbeitet und unter dem Titel 'Dunkle Wege' neu veröffentlicht. Alle seine Stücke - auch 'Lorenzaccio' - sind danach jedoch nur noch selten aufgeführt worden, und es hat nach den Wiederbelebungsversuchen 1933/34 später keinen länger anhaltenden Erfolg in der Zeit des Dritten Reiches gegeben. Dazu sind die Fähigkeiten Eckarts als Theaterdichter insgesamt gesehen wohl doch zu beschränkt gewesen. Die Wertschätzung für ihn hat sich immer nur aus seinem politischen Wirken und seinem persönlichen Verhältnis zu Adolf Hitler gespeist21).
Das Dietrich-Eckart-Denkmal in Bichl Bichl ist eine kleine Gemeinde in Oberbayern südlich von München, gelegen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Dreieck zwischen Penzberg, Bad Tölz und Benediktbeuern. Im Jahre 1048 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Jahrhunderte lang gehörte Bichl zum Kloster Benediktbeuern. Mit der Säkularisierung 1803 wurde es unabhängig, mit dem Gemeindeedikt des Königreichs Bayern von 1818 entstand die heutige Gemeinde. Eckart hatte in Bichl zwischen 1916 und 1918 drei Jahre im Landhaus Schmid verbracht und dort den 'Lorenzaccio' verfasst. Vor diesem Haus am Ortsrand wurde 1934 ein großes Denkmal enthüllt, das von Karl May entworfen wurde. Auf einem Gesteinssockel erhob sich ein großer rechteckiger Juragesteinsblock, auf dem ein rundes Bronzerelief mit dem Kopf Dietrich Eckarts angebracht war. Nach dem Vorbild dieses Bronzereliefs ist auch eine Anzahl von Bronze-Gussmedaillen angefertigt worden, die während der Feier an die beteiligten Würdenträger verteilt wurden. Der Anlass der Ausgabe ist auf der Medaille nicht angegeben. Die Rückseite der Medaille nimmt mit einem Zitat aus dem 'Lorenzaccio' nur indirekten Bezug auf das Ereignis. In der Aufbruchsstimmung zu Anfang der nationalsozialistischen Herrschaft wollte sich jeder Ort mit irgendwelchen Aktionen hervortun und zur Aufbauarbeit beitragen. In Neumarkt (Oberpfalz) erinnerte man sich an den einst wenig geachtete 'Sohn der Stadt' und gründete einen Verein mit dem Ziel, ein Denkmal für ihn zu errichten. Hitler selbst übernahm die Schirmherrschaft und erschien auch zur Einweihung des Denkmals am 29. Oktober 1933. Neumarkt wurde damit zur 'Dietrich-Eckart-Stadt'22). Auch im Dörfchen Bichl war die 'neue Zeit' in vollem Gange. Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 entfielen in Bichl von 394 Stimmen 230 auf die NSDAP, 73 auf die BVP, 43 auf die SPD, 28 auf die KPD und 20 Stimmen auf drei kleinere Parteien. Danach ging die Gleichschaltung im Orte flott voran. Am 24. April 1933 musste der Bürger meister Georg Eberl (BVP) gehen. Sein Amt übernahm der Landwirt Balthasar Oswald, der am 7. Januar 1934 durch Ludwig Garhammer aus Bad Tölz ersetzt wurde. Am 28. März 1934 übernahm schließlich der Sägewerksbesitzer Max Hilngrainer den Posten und behielt ihn bis 1945. Die Gemeinderäte der BVP waren bereits am 13. Juli 1933 nach Repressalien zurückgetreten. Der Gemeinderat beschloss Mitte 1934, die Dorfstraße in 'Adolf-Hitler-Straße' und die Bachstraße in 'Dietrich-Eckart-Straße' umzubenennen23). Als die Nachrichten über das Denkmal in Neumarkt bekannt wurden, wurden auch in Bichl Stimmen laut, die hier, wo Eckart sein Hauptwerk geschrieben hatte, ein Denkmal forderten. Die Wiederbelebung von Eckarts Theaterstücken war gerade im vollen Gange, sein Name in aller Munde. Im Spätsommer 1933 bildete sich ein Dietrich-EckartDenkmal-Verein, zunächst unter Vorsitz von Rudolf Schmid, dann von Bürgermeister Max Hilngrainer. Geschäftsführer war Walter Prebel aus Neumarkt (Oberpfalz), der die Planungen vorantrieb. Wie die wackeren Bichler auf Karl May als Künstler für das Denkmal gekommen sind, ist leider nicht bekannt. Im Spätsommer waren dann die Vorarbeiten so weit gediehen, dass das Denkmal Gestalt annehmen konnte. Anfang Oktober 1934 wurden dann die konkreten Bauarbeiten begonnen. Die Aufbauarbeiten am Denkmalplatz und der Verlauf der Enthüllungsfeiern lassen sich anhand der Zeitungsberichte lückenlos rekonstruieren, da die lokalen Zeitungen fast täglich über den Fortgang der Arbeiten berichteten und sogar die Münchner Neuesten Nachrichten und der Völkische Beobachter ihre Korrespondenten zu den Feierlichkeiten geschickt haben. Die Tölzer Zeitung schrieb beispielsweise am 6./7. Oktober: "Der Arbeitsdienst vom Dietrich-EckartLager Benediktbeuren hat es sich zur Ehrenaufgabe gemacht, in seiner Nachmittagsfreizeit an der Grundaushebung für das Dietrich-Eckart-Denkmal in Bichl zu arbeiten. Flott schreiten die Arbeiten vorwärts." 24) Das Murnauer Tagblatt ergänzte am 8. Oktober: "Auch das Fundament ist in Zement von der Firma Josef Deiser-Bichl bereits erstellt, und Hand in Hand mit den Bichler Arbeiten gehen die eigentlichen Denkmalarbeiten in Dietfurt, woher in den nächsten Tagen die ersten Denkmalteile anrollen werden." 25) Der Weihetermin war zunächst auf Sonntag, den 21. Oktober 1934 festgelegt. Am 15. Oktober schrieb die Tölzer Zeitung: "Am Freitagnachmittag traf bereits der Inhaber der Firma Näpflein u. Hertle des Jurasteinbruchbetriebes mit seinen Monteuren in Bichl ein (...). Am Samstag früh rollte, von einigen Ausschußmitgliedern erwartet, die Fracht an, und die Steine - darunter der Hauptkoloß mit 180 Zentnern, schon abholbereit auf dem Wagen verstaut - übertrafen in Behau und Tonfärbung und auch in ihren Ausmaßen alle Erwartungen. (...) Zunächst brachte unser 'Bote' Johann Demmel mit einem Gespann die für 50 Quadratmeter berechneten Solnhofer Gartensteine, die sich als Bodenbelag in ihrer gelblichen Färbung vorzüglich eignen, in öfterem Fahrtwechsel an Ort und Stelle. (...) Dann folgten Steinstufen und Steinpfosten. Für den Sockel mußten sich schon mehr Gespanne in den Dienst der Denkmalerbauung stellen. Abends 5 Uhr, nach heißer Arbeit für Mann und Roß, sprang der Knall von Schüssen im Innern des Ortes auf: der Hauptblock hielt, von sechs Pferden (...) gezogen, seinen Einzug in Bichl. Festlich mit Fichte und Eiche geschmückt und von Mitgliedern des Dietrich-Eckart-Vereins begleitet, ging es mit Peitschenknall in scharfem Zug zum Denkmalplatz (...)." 26) In der selben Ausgabe schrieb Hermann Schieder aus Bichl, der Eckart persönlich gekannt hatte, einen ganzseitigen Bericht mit 'Erinnerungen an Dietrich Eckart' und kommentierte "Wer die Freude hatte, Dietrich Eckart in seiner besten Schaffens- und Kampfzeit gekannt zu haben, für den ist es eine Genugtuung, den sich damals zum Licht Durchringenden heute als Lichtbringer geehrt zu sehen." 27) Das Murnauer Tagblatt berichtete am 16. Oktober: "Das nun angerollte Denkmal beanspruchte zu seinem Transport zwei Waggons. Der Hauptblock hat allein ein Gewicht von 180 Ztrn., der Transport benötigte sechs Pferde. Am Montag begannen die vier Monteure der Firma Näpflein u. Hertle mit der Montage des Denkmals, die einige Tage in Anspruch nimmt." 28) Am 17. Oktober schrieb Hermann Schieder dann: "Nun ist auch die große Dietrich-EckartPlakette aus der Erzgießerei Prißmann, Bauer u. Cie., München, eingetroffen. Das wuchtige Werk des Bildhauers K a rl M a y , München, stellt auf einem 60 cm im Durchschnitt messenden Bronzerund den machtvollen Denkerschädel Dietrich Eckarts heraus (Höhe des Hochreliefs 10 cm), der durch Unterstreichung einiger Besonderheiten und charakteristischer Modellierarbeit überraschend echt und lebenswirklich ausgefallen ist. Die Bronzeplakette, deren Patinatönung (wie Altgold und Kupfer) sehr wirkungsvoll ist, wird vom Bildhauer selbst angebracht. Wer Dietrich Eckart kannte, wird sich dieses vom Bildhauer festgehaltenen Ausdrucks wohl erinnern. (...) Gleichwohl kommt im Schädelmassiv das Kämpferische der Dietrich-Eckart-Natur sehr stark zur Geltung, so daß auch dieser Seite seiner Natur Rechnung getragen ist." 29)
Der Termin der Denkmalseinweihung musste dann jedoch um eine Woche auf den 28. Oktober verschoben werden. Auch die Münchner Neuesten Nachrichten berichteten am 19. Oktober ihren Lesern von dem bevorstehenden Ereignis: "In diesen Tagen weiht die Gemeinde Bichl ein Dietrich-Eckart-Denkmal ein, in Gedenken an die drei Kriegssommer, die der 'Künder des Dritten Reiches' dort verbracht hat. Pietät und Opfersinn der Einwohner sowie die Uebernahme der Schirmherrschaft durch Staatsminister Esser haben es möglich gemacht, den Plan Wirklichkeit werden zu lassen. Vor dem Haus, in dem der Dichter 'sich den Lorenzaccio von der Seele schrieb', steht nun ein 4 Meter hoher Steinblock, gebrochen im Fränkischen Jura, auf einem wuchtigen Sockel. Bildhauer Karl May schuf die prachtvolle Plakette, in einem Durchmesser von 60 Zentimetern, die Dietrich Eckarts Eigenart als Dichter, Denker und Kämpfer hervorhebt. Darunter stehen Geburts- und Todeszahl: 1868 und 1923. Auf der Rückseite sind die Worte eingemeißelt: Dietrich Eckart, der Künder und Wegbereiter des Dritten Reiches, vollendete in Bichl in den Kriegssommern 1916/18 sein Hauptwerk 'Lorenzaccio'. Zu beiden Seiten des Blocks sprudelt Wasser in ein Steinbecken. Besonders verdient um die Entstehung des neuen Denkmals haben sich der erste Bürgermeister [Max] Hilngrainer und der Vorsitzende des Dietrich-Eckart-Heimatvereins Neumarkt, W.[alter] P r e b el , gemacht." 30) Am 26. Oktober rief dann die Tölzer Zeitung unter der Überschrift 'Fahnen heraus!' zur allgemeinen Mithilfe auf: "Es ergeht an die Gesamtbevölkerung von Bichl die dringende und herzliche Bitte, für die beiden großen Tage, Samstag, den 27., ab 12 Uhr mittags, und Sonntag, den 28. Oktober den ganzen Tag, gelegentlich der Dietrich-Eckart-Denkmal-Weihe die Häuser zu schmücken und die Fahnen und Flaggen zu hissen. Kein Haus ohne Fahne! Wer eine Hakenkreuzfahne und schwarz-weiß-rote Fahne besitzt, reihe sie ein in den Gesamtschmuck des Ortes! Auch die weiß-blaue Fahne mische sich ein, aber nur dann, wenn am gleichen Haus noch die deutsche oder Hakenkreuzfahne weht." 31) Auch der Völkische Beobachter berichtete am 26. Oktober von den Tätigkeiten: "Der Arbeitsdienst tritt 30 Mann hoch in den Dienst der letzten Vorbereitungen, den Tag der Weihe des Dietrich-Eckart-Denkmals so schön als möglich zu gestalten und schließlich mit dem vom Gau angerollten Schmuck dem Ort ein festliches Gepräge zu verleihen. Fuhrwerke fahren bergwärts und kommen beladen mit harzduftendem Grün zurück. (...) So werden Feuer auf dem Bergkranz stehen, auf den Matten des Straßbergs, auf der Benediktenwand, auf dem Jochberg, auf den Enzenauer Köpfen, indes im Tal ein langer Fackelzug durch den Ort eine leuchtende Kette legt unter dem Krachen der Böller, dem Aufblinken der stramm geschulterten Spaten des Freiw. Arbeitsdienstes aus dem Dietrich-EckartLager in Benediktbeuern, dem fahlen Aufglänzen der Uniformen der braunen Formationen." 32) Am nächsten Tag brachte er die Abbildung einer Festpostkarte, die zur Denkmaleinweihung herausgegeben wurde und auf der Denkmal und Bronzerelief dargestellt waren33). Schließlich kam der Tag der Denkmalseinweihung. Der Völkische Beobachter ließ sich das Ereignis nicht entgehen und veröffentlichte am 29. Oktober in einem ganzseitigen Bericht ein Stimmungsbild der Feier. "In einem idyllischen, charakteristischen Häusl vor dem Ort, im Angesicht der Vorberge, hat der Dichter, den nun schon über zehn Jahre die Erde deckt, mit den Musen um sein Werk gerungen. Nun steht in unmittelbarer Nähe dieses Häuschens ein einfaches, würdiges Denkmal, gebaut aus der Initiative seiner Anhänger und erwachsen aus dem Kreise der einfachen Menschen und Bauern, die den Dichter zuerst gehört und verstanden haben. (...) Die eigentlichen Einweihungsfeierlichkeiten begannen am Samstagabend. Böllerschüsse leiteten sie ein, deren Echo von den Bergen zurückhallte. Fe u e r fl amm t e n a u f d e n B e r g e n a u f . Sie grüßten vom Herzogstand, Rabenkopf, Windpaßl, Wurz und dem Hollerkopf herab den Fackelzug, der sich durch Bichl bewegte. (...) Einer feurigen Schlange gleich, ergoß sich durch den Ort der Zug, an riesigen Hakenkreuzfahnen und Straßen vorbei, an geschmückten Häusern hinauf zum Denkmalplatz. Ein gewaltiges Bild." 34) Auch die Münchner Neuesten Nachrichten vom 29. Oktober brachten einen halbseitigen Beitrag: "Und als den nächtlichen Himmel Sternenglanz überstreute, bewegte sich der Feuerschein zahlloser Fackeln im Huldigungszug zum flammenleuchtenden Denkmal Eckarts vor seinem Dichterheim. Jungvolk,H. J., S. A., Arbeitsdienst und die P. O. marschierten unter den Klängen der Bichler Musikkapelle und des Musikzuges des Arbeitsdienstes, Böller krachten und von den Höhen loderten Bergfeuer. Beim anschließenden Begrüßungsabend hieß Bürgermeister Hildenrainer [Max Hilngrainer, A.F.] die Feiergäste willkommen und dankte allen denen, die zum Entstehen des Denkmals beigetragen haben. Die Rede fand ihren Widerhall im Gesang des Deutschland-Liedes und des Horst-Wessel-Liedes. Der Geschäftsführer des Denkmalvereins brachte ein aus der Stimmung des Tages geborenes, packendes Weihegedicht von H.[ermann] Schieder (Bichl) zu wirkungsvollem Vortrag und ließ es in ein dreifaches Sieg Heil auf den Führer ausklingen. Den Abend, bei dem der Musikzug des Arbeitsdienstes vortrefflich spielte, beschloß ein Lichtbildervortrag von Dr. Gruhle über den Bau des Denkmals." 35) Am nächsten Morgen brachten Sonderzüge die auswärtigen Festgäste, "die sich mit den Festteilnehmern aus der näheren und weiteren Umgebung zu einer vieltausendköpfigen Menge vereinten." Zu Füßen des Denkmals hatten Alfred Rosenberg, die Geburtsstadt Eckarts Neumarkt (Oberpfalz), die Gemeinde Bichl sowie Freunde und Verehrer des Dichters Kränze niederlegen lassen. Mehrere Musikkapellen aus der näheren Umgebung umrahmten die Feierlichkeiten. Anwesend waren "Staatsminister [Hermann] Esser, in Begleitung von Präsident Chr.[istian] Weber, Stadtrat [Hans] Zöberlein und zahlreichen anderen Ehrengästen (...). Staatsminister Esser, von einer Kinderschar mit Blumensträußen willkommen geheißen, begrüßte besonders die Familienangehörigen des Dichters und brachte dem Schöpfer des Denkmals, Bildhauer Karl May, seine besondere Anerkennung für das schöne, des Dichters würdige Denkmal zum Ausdruck." 36) Es folgten als musikalischer Teil der Badonviller-Marsch von Georg Fürst (1870- 1936) und Beethovens Choral 'Die Himmel grüßen des Ewigen Ehre' sowie eine musikalisch umrahmte Rezitation aus 'Lorenzaccio'. Schließlich übergab Esser nach einer Ansprache das Denkmal seiner Bestimmung. "Die Trachtenvereine dieser Orte wirkten gleichfalls belebend und vervollständigten das Bild zum frohen Ausdruck heimatlichen Gepräges. Die weit über die lokale Bedeutung hinausragende Wirkung des Weihefestes wurde aber durch die Formationen der S.A., S.S., des Kyffhäuserbundes, des Freiw. Arbeitsdienstes, der sich an den Vorarbeiten zur Denkmalerstellung und dem Ortsschmuck beteiligt hat, (...) unterstrichen." 37) Die Münchner Neuesten Nachrichten konnten auch noch einige Fakten zu der anlässlich der Denkmalseinweihung herausgegebenen Bronze-Gussmedaille beitragen: "Die Feier, während der ein Flugzeug über dem Platz kreiste, schloß mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Führer, den begeisterten Gesang des Deutschland-Liedes und des Horst-Wessel-Liedes. Gelegentlich der Bichler Feier wurde eine in fünfzig Exemplaren angefertigte, prächtige Bronz e pl a k e t t e aus der Hand Karl Mays an Staatsminister Esser, die Schwester des Dichters, an Oberführer [Julius] Schaub zur Uebergabe an den Führer, an die Geburtsstadt Eckarts, die Mitglieder des Ehrenausschusses und andere um die Sache Verdiente ausgehändigt." 38) Die Tölzer Zeitung konnte noch ergänzen: "Außer den Festplaketten sind auch noch Ehrenplaketten gegossen worden, die außer an den Führer, Reichskanzler Adolf Hitler, dem Staatsminister Hermann Esser, Schirmherrn, und dem Ehrenausschuß übermittelt wurden. Die große Bronzeplakette trägt die Umschrift Dietrich Eckart 1868-1923, und stellt eine Verkleinerung der Plakette am Denkmal dar." 39) Was es mit den ‘Ehrenplaketten’ auf sich hat, wurde leider nicht gesagt. Vielleicht handelt es sich hierbei um die einseitigen Güsse, die als Wandschmuck gedacht gewesen sein könnten. Entgegen den enthusiastischen Berichten in den Zeitungen wurde in der Meldung der Polizei an das Bezirksamt festgehalten, dass trotz des Aufmarsches der gesamten Parteiorganisationen und der großen Beflaggung der "Besuch seitens des Stadt- und Landvolkes" doch "sehr gering" gewesen sei40). Dies war vielleicht auch deshalb der Fall, weil die Nationalsozialisten aus Furcht vor unliebsamen Überraschungen die Zugangsstraßen rigoros überwachten. Im Ort kursierte auch die nette Anekdote, dass die Organisatoren eine Unmenge von Wiener Würstchen für die Veranstaltung besorgt hätten; wegen des schlechten Besuches habe es noch die ganze Woche danach beim Arbeitsdienst und anderen nationalsozialistischen Einrichtungen nichts als Wiener zum Essen gegeben. Der Bäckermeister Georg Eberl (im Jahr zuvor noch Bürgermeister) sei auf allen seinen Semmeln sitzengeblieben, habe diese dann kurzentschlossen in München auf dem Viktualienmarkt verkauft und den Verkaufserlös anschließend gleich in München unter die Leute gebracht41). Das Denkmal diente dann in den nächsten Jahren immer wieder als Hintergrund für nationalsozialistische Veranstaltungen, insbesondere an den Geburtstagen Dietrich Eckarts. Doch dann ging wieder die große Politik über das kleine Dorf hinweg, als Hitler am 1. September 1939 in Polen einmarschierte. Die Rationierung machte auch vor den ländlichen Gebieten nicht Halt, und auch aus Bichl mussten die Väter, Söhne und Brüder an die Front ziehen. Das Dorf hatte bei insgesamt 171 einberufenen Soldaten bis Kriegsende 42 Gefallene, 14 Vermisste und 52 Kriegsgefangene zu beklagen42). An ihrer Stelle kamen Zwangsarbeiter ins Dorf, um die ausgefallenen Arbeitskräfte zu ersetzen. Darunter waren Polen und Franzosen, die an der Erweiterung des Bahngeländes mitarbeiteten, sowie 70 Jüdinnen aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz) und 40 russische Frauen, die in der Flachsfabrik arbeiten mussten. Außerdem wurden viele Zwangsarbeiter für den Ernteeinsatz angefordert43). Am 22. Februar 1945 wurde der Bahnhof von elf Bombern angegriffen, was 23 Todesopfer forderte. Nach kleineren Gefechten in der Umgebung marschierten am 1. Mai 1945 die Amerikaner in Bichl ein und beendeten die Herrschaft der Nationalsozialisten im Dorf. Am 25. April 1948 fand die erste freie Gemeindewahl nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Das Denkmal war schon vorher, am 15. März 1946, abgebrochen und die Trümmer waren versteigert worden44). Von ihm sind heute nur noch eine kleine Bodenerhöhung und ein paar Steine übrig, die auf Privatgrund liegen.
Anmerkungen Literatur (Zeitungen, Ausstellungskataloge, Verkaufskataloge und Internetadressen:) Große Münchener Kunstausstellung München 1935 (Glaspalastausstellung). Neue Pinakothek: Allgemeine Ausstellung 15. Juni bis Oktober, Ausstellungspark Halle III: Das Bildnis in der Münchener Kunst von 1880 bis zur Gegenwart u. Allgemeine Ausstellung 15. Juni bis 18. August. Veranstaltet von der Ausstellungsleitung München e. V. Amtlicher Katalog; München 1935 (S. 25 Nr. 492-496 [Neue Pinakothek] und S. 45 Nr. 1181 [Ausstellungspark Halle III]) Intermünz-Kurier, hg. von der Münzgalerie München (148 (Dezember 2001), S. 57 Nr. 792) Münchner Neueste Nachrichten (87,285 (19.10.1934), S. 5; 293/294 (27./28.10.1934), S. 5; 295 (29.10.1934), S. 5; 97,30 (1.2.1944), S. 3) Murnauer Tagblatt/Staffelsee-Bote (46,231 (8.10.1934), S. [2]; 238 (16.10.1934), S. [2]; 250 (30.10.1934), S. [3]) Tölzer Zeitung (11,230 (6./7.10.1934), S. [4]; 237 (15.10.1934), S. [3], [10]; 239 (17.10.1934), S. [4]; 241 (19.10.1934), S. [4]; 242 (20./21.10.1934), S. [3]; 244 (23.10.1934), S. [3]; 246 (25.10.1934), S. [3]; 247 (26.10.1934), S. [8]; 248 (28.10.1934), S. [4]; 249 (29.10.1934), S. [10]; 250 (30.10.1934), S. [4]) Völkischer Beobachter (47,299 (26.10.1934), S. [8]; 300 (27.10.1934), S. [9]; 302 (29.10.1934), S. [7]; 57,30 (1.2.1944), S. 4) www.Wikipedia.de, die freie Enzyklopädie (Literatur:) Becker, Paul Wilhelm: Der Dramatiker Dietrich Eckart. Ein Beitrag zur Dramatik des Dritten Reichs; Köln 1969 Deutschland erwacht. Werden, Kampf und Sieg der NSDAP. Hg. von Cigaretten-Bilderdienst Altona-Bahrenfeld, bearb. von Wilfried Bade; Altona 1933 Ebnet, Werner: Sie haben in München gelebt. Eine Sammlung von Biografien über Persönlichkeiten aus acht Jahrhunderten; Hamburg 2012 (S. 331) Eckart, Dietrich: Lorenzaccio. Tragödie in fünf Aufzügen; München 5. Aufl. 1920 Erlanger Stadtlexikon. Hg. von Christoph Friederich, Bertold Frhr. von Haller und Andreas Jakob; Nürnberg 2002 (S. 490; auch unter www.Stadtlexikon.Erlangen.de) Feldmann, Achim: Karl May. Bildhauer, Medailleur und Schmuckkünstler in München und Erlangen, in: Münchner Schmucknachrichten 19 (November 2011), S. 1-11; 21 (November 2012), S. 1-13; 23 (Dezember 2013), S. 2-15; 25 (Dezember 2014), S. 1-15; 27 (November 2015), S. 1-15 Grün, Wilhelm: Dietrich Eckart als Publizist; München 1. Aufl. 1941, 3. Aufl. 1944 Hasselmann, Wolfgang: Hans Schwegerle - Medaillen und Plaketten (Ein Werksverzeichnis von Professor Hans Schwegerle. Bd. 1); Regenstauf 2000 Hitler, Adolf: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band; München 1939 Hohenleitner, Manfred/Weber, Leo: Kleine Dorfgeschichte über 950 Jahre Bichl seit der Ersterwähnung 1048. Hg. von der Gemeinde Bichl; Benediktbeuern 1998 Karl May 1884-1961. Hg. vom Heimatverein Erlangen e. V., Arbeitskreis Frauenaurach; o. O. 1984 Lembert, Raimund: Dietrich Eckart. Ein Künder und Kämpfer des Dritten Reiches; München 1934 Münstersche Numismatische Zeitung XLV,2 (Juni 2015) 13 1) Siehe insbesondere Feldmann: Karl May, Teil 1-5 mit allen Einzelnachweisen. Weitere - eher knappe - Informationen sind zu finden bei Thieme/Becker: Allgemeines Lexikon, Bd. 24, S. 292; Vollmer: Allgemeines Lexikon, Bd. 3, S. 356; Ebnet: In München gelebt, S. 331; Erlanger Stadtlexikon, S. 490; Karl May 1884-1961, insbes. S. 4-5; Pichel: Karl May, S. 4 und Tschakert: Karl May, S. 32 sowie Wikipedia, Artikel Karl May (Bildhauer), eingesehen 24.4.2015. Das Stadtarchiv Erlangen, Luitpoldstraße 47, bewahrt im Nachlass von Karl May einen handschriftlichen Lebenslauf des Künstlers aus dem Jahre 1929 auf; ein weiterer maschinenschriftlicher Lebenslauf von 1946 ist in den Spruchkammerakten der Entnazifizierungsverfahren im Staatsarchiv München, Schönfeldstraße 5-11, überliefert. 2) Vgl. Münchner Neueste Nachrichten 1.2.1944, S. 3 (Hubert Wilm) und Völkischer Beobachter 1.2.1944, S. 4 (W. P. Schultz). 3) Die einschlägigen Spruchkammerakten des Entnazifizierungsverfahren sind im Staatsarchiv München, Bestand 'SpkA 1133: May, Karl' einzusehen. Siehe auch Feldmann: Karl May, Teil 4, S. 12-15. 4) Noller: Eckart, S. 284. 5) Zum Folgenden siehe Becker: Dietrich Eckart, S. 1-30, 31-32, 61-62, 80-83 sowie Plewnia: Weg zu Hitler, S. 13-26. 6) Plewnia: Weg zu Hitler, S. 25. 7) So etwa von Grün: Dietrich Eckart, Lembert: Dietrich Eckart und Reich: Dietrich Eckart. 8) Vgl. Grün: Dietrich Eckart, S. 147. 9) Becker: Dietrich Eckart, S. 63. 10) Vgl. Becker: Dietrich Eckart, S. 68-72 und Lembert: Dietrich Eckart, S. 18-20. 11) Lembert: Dietrich Eckart, S. 19. Girolamo Savonarola (1452-1498) war ein Bußprediger in Florenz, der mit seiner radikalen Kritik am Lebenswandel des Adels und des Klerus Aufsehen erregte. 12) Reich: Dietrich Eckart, S. 65; Lembert: Dietrich Eckart, S. 18; Wanderscheck: Deutsche Dramatik, S. 50 bzw. Grün: Dietrich Eckart, S. 76. 13) Vgl. Grün: Dietrich Eckart, S. 68-69. Grün vertrat in diesem Zusammenhang die Auffassung, dass der innere Kampf und das Ringen mit sich selbst größere Menschen hervorbringe, als wenn diese stets tugendhaft blieben. "Es gibt kein untrüglicheres Zeichen für die edle Wesensart eines Menschen, als die Tatsache, daß er erst nach anfänglichem Befremden, nach einer Weile des Tastens und Fehlgreifens, ja gelegentlichen Anstoßens und Hinausschlagens, hienieden seinen Weg findet. (...) Je wilder nun einer nach außen jagt, desto rascher wird er in eigenem Erleben der Nichtigkeit alles Erstrebten, der Schalheit aller Genüsse innewerden, desto sicherer wird er nach innen finden. (...) So wickelt sich die Seele im Laufe ihrer E n twi c kl u n g förmlich aus dem Traumgespinst heraus; sie durchschaut allmählich das Weltblendwerk, ihre Schlaftrunkenheit lichtet sich, bis plötzlich aus dem tiefsten Innern stammende Erkenntnis in ihr aufflammt, (...)." (Grün: Dietrich Eckart, S. 64-65). 14) Vgl. Becker: Dietrich Eckart, S. 74. 15) Becker: Dietrich Eckart, S. 78. 16) Vgl. Plewnia: Weg zu Hitler, S. 28. 17) Vgl. Plewnia: Weg zu Hitler, S. 30, 32, 42. 18) Vgl. Plewnia: Weg zu Hitler, S. 67. 19) "Diese sechzehn Helden [Opfer des Marsches auf die Feldherrnhalle, A.F.], denen ich den ersten Band meines Werkes geweiht habe, will ich am Ende des zweiten den Anhängern und Verfechtern unserer Lehre als jene Helden vor Augen führen, die in klarstem Bewußtsein sich für uns alle geopfert haben. Sie müssen den Wankelmütigwerdenden und den Schwachen immer wieder zur Erfüllung seiner Pflicht zurückrufen, zu einer Pflicht, der sie selbst im besten Glauben und bis zur letzten Konsequenz genügten. Und unter sie will ich auch jenen Mann rechnen, der als der Besten einer sein Leben dem Erwachen seines, unseres Volkes gewidmet hat im Dichten und im Denken und am Ende in der Tat: Dietrich Eckart." (Hitler: Mein Kampf, S. 781). 20) Der später übrigens - nach seiner Emigration 1939 in die USA - unter seinem neuen Namen Douglas Sirk ein weltberühmter Filmregisseur wurde. 21) "Betrachtet man den späteren geringen Einfluss jener Nationalsozialisten (z. B. [Gottfried] Feder, [Alfred] Rosenberg), die mit Eckart in den ersten Jahren der Partei Hauptmitarbeiter Hitlers waren und dann abgedrängt wurden, so kann man vermuten, dass sein früher Tod ihn davor bewahrt hat, ebenfalls zur Bedeutungslosigkeit herabzusinken. Sein Tod im Jahre 1923, kurz nach dem Novemberputsch, wurde von den Nationalsozialisten zu einem 'Märtyrertod' propagandistisch hochgespielt und wurde Bestandteil der Legende um ihn." (Becker: Dietrich Eckart, S. 154). 22) Siehe Urban: Neumarkt, S. 86-89. 23) Siehe Streidl: Chronik, S. 36-39. 24) Tölzer Zeitung 6./7.10.1934, S. [4]. 25) Murnauer Tagblatt/Staffelsee-Bote 8.10.1934, S. [2]. 26) Tölzer Zeitung 15.10.1934, S. [3]. 27) Tölzer Zeitung 15.10.1934, S. [10]. 28) Murnauer Tagblatt/Staffelsee-Bote 16.10.1934, S. [2]. 29) Tölzer Zeitung 17.10.1934, S. [4]. 30) Münchner Neueste Nachrichten 19.10.1934, S. 5. Bei dem genannten Staatsminister Esser handelt es sich um den damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Hermann Esser (1900-1981), Mitglied des Reichstages, ein 'alter Kämpfer', bereits 1919 Mitglied der DAP, 1923 Schriftleiter des Völkischen Beobachters und Propagandaleiter der NSDAP. 31) Tölzer Zeitung 26.10.1934, S. [8]. Beide Fahnen waren bis September 1935 noch gleichberechtigte offizielle Fahnen des neuen Dritten Reiches. Die bayerische Fahne galt dagegen noch als eine gewisse Form von Ablehnung, da sie gegenüber der propagierten 'deutschen Volksgemeinschaft' das bayerische Element betonte. 32) Völkischer Beobachter 26.10.1934, S. [8]. 33) Völkischer Beobachter 27.10.1934, S. [9]. 34) Völkischer Beobachter 29.10.1934, S. [7]. 35) Münchner Neueste Nachrichten 29.10.1934, S. 5. 36) Münchner Neueste Nachrichten 29.10.1934, S. 5. Christian Weber (1883-1945) war SS-Brigadeführer, 1926-1935 Stadtrat in München, 1935 Ratsherr, 1936 Mitglied des Reichstages, dazu Präsident des Deutschen Jagdmuseums in München und des Kuratoriums für das Pferderennen um das 'Braune Band von Deutschland' in MünchenRiem. Der Schriftsteller Hans Zöberlein (1895-1964) trat bereits 1921 in die NSDAP ein und nahm 1923 am Hitlerputsch teil, später war er Münchner Stadtrat und 1934 Leiter des städtischen Kulturamts. 37) Tölzer Zeitung 30.10.1934, S. [4]. 38) Münchner Neueste Nachrichten 29.10.1934, S. 5. Julius Schaub (1898- 1967) war ein hoher NS-Funktionär, seit 1920 Parteimitglied, 1923 Teilnehmer am Hitlerputsch, Mitglied der SS und 1925-1945 persönlicher Chefadjutant Adolf Hitlers. 39) Tölzer Zeitung 30.10.1934, S. [4]. 40) Zitiert nach Schnitzer: Altlandkreis Bad Tölz, S. 48. 41) Vgl. Schnitzer: Altlandkreis Bad Tölz, S. 48 und Streidl: Chronik, S. 38- 39. 42) Schnitzer: Altlandkreis Bad Tölz, S. 162. 43) Vgl. Streidl: Chronik, S. 42-43. 44) Hohenleitner/Weber: Dorfgeschichte, S. 12; Streidl: Chronik, S. 39. Noller, Sonja: Eckart, Johann Dietrich, in: Neue Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 4; Berlin 1959, S. 284 Pichel, Sepp: Karl May. Fränkische Künstler in München, in: Fränkischer Kurier. Nürnberg-Fürther Neueste Nachrichten/Ausgabe für Würzburg und Unterfranken 104,60 (2. März 1937), S. 4 Plewnia, Margarete: Auf dem Weg zu Hitler. Der 'völkische' Publizist Dietrich Eckart (Studien zur Publizistik. Bd. 14); Bremen 1970 Reich, Albert: Dietrich Eckart. Ein Vorkämpfer der völkischen Bewegung; München 1933 Schnitzer, Christoph: Die NS-Zeit im Altlandkreis Bad Tölz; Bad Tölz 1995 Streidl, Kilian (Red.): ... im Wandel der Zeit. Chronik der Gemeinde Bichl. Hg. von der Gemeinde Bichl; Bichl 2012 Thieme, Ulrich/Becker, Felix (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 1-37; Leipzig 1907-1950, Neu 1992 (Bd. 24 1930, S. 292) Tschakert, Ingeborg: Karl May, ein Künstler aus Frauenaurach, in: Tschakert, Ingeborg (Hg.): Frauenaurach an Autobahn und Europakanal; Frauenaurach 1971, S. 32 Urban, Markus: Neumarkt i. d. Opf. im Nationalsozialismus 1933-1945; Neumarkt 2010 Vollmer, Hans (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Bd. 1-6; Leipzig 1953-1962, Neu München 1992 (Bd. 3 1956, S. 356) Wanderscheck, Hermann: Deutsche Dramatik der Gegenwart. Eine Einführung mit ausgewählten Textproben; Berlin o. J. (1939)