Quetschgeld: Unterschied zwischen den Versionen

Aus MGM Münzlexikon
(Imported from text file)
(Imported from text file)
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
Fertigungsstufe bei der Herstellung der Münzplatten (→ [[Platte|Platte]] ), typisch für die vor Einführung des Walzwerks (→ [[Walzenprägung|Walzenprägung]] ) und des → [[Durchschnitt|Durchschnitts]] seit dem Mittelalter angewandte Technologie der Münzherstellung. Für den sehr aufwendigen Fertigungsablauf waren folgende Bearbeitungsstufen bzw. Arbeitsgänge charakteristisch: 1. Gießen der → [[Zain|Zaine]]; 2. Ausschlichten der Zaine mit dem Hammer und mehrmaliges → [[Glühen|Glühen]]; 3. Abtrennen der Schrötlinge vom Zain mit Schrotmeißel oder → [[Stückelschere|Stückelschere]] (Stückelung); 4. Justieren der Schrötlinge mit der Benehmschere (danach benommene Schrötlinge genannt); 5. Breitschlagen der Schrötlinge auf dem Ziesen (Amboß) zu Schrötlings-Quetschgeld, anschließend Glühen; 6. Kurzbeschlagen des Quetschgeldes mit dem Platthammer. Dazu wurden mehrere Schrötlinge im Gesamtgewicht von 1 Mark in einer Faßzange gehalten und gleichzeitig der Rand aller Schrötlinge so lange beschlagen, bis sie annähernd rund waren. Zwischendurch mehrmaliges Glühen. Das Ergebnis wurde kurz beschlagenes Quetschgeld genannt; 7. Ausschlagen (Glätten) des kurz beschlagenen Quetschgeldes unter einem flachen Hammer ergab Kurfürsten-Quetschgeld, auch Kurfürsten genannt; 8. nochmaliges Bearbeiten des Rands eines jeden Kurfürsten (Beklopfen, Rundung geben). Die beklopften Kurfürsten hießen dann Platten; 9. Die auch nach neuer Technologie üblichen Bearbeitungsgänge Weißsieden, Scheuern, Trocknen und Prägen. Die Technologie des Quetschgeldes wurde in der Harzmünzstätte Zellerfeld noch bis etwa 1780 angewandt.
 
Fertigungsstufe bei der Herstellung der Münzplatten (→ [[Platte|Platte]] ), typisch für die vor Einführung des Walzwerks (→ [[Walzenprägung|Walzenprägung]] ) und des → [[Durchschnitt|Durchschnitts]] seit dem Mittelalter angewandte Technologie der Münzherstellung. Für den sehr aufwendigen Fertigungsablauf waren folgende Bearbeitungsstufen bzw. Arbeitsgänge charakteristisch: 1. Gießen der → [[Zain|Zaine]]; 2. Ausschlichten der Zaine mit dem Hammer und mehrmaliges → [[Glühen|Glühen]]; 3. Abtrennen der Schrötlinge vom Zain mit Schrotmeißel oder → [[Stückelschere|Stückelschere]] (Stückelung); 4. Justieren der Schrötlinge mit der Benehmschere (danach benommene Schrötlinge genannt); 5. Breitschlagen der Schrötlinge auf dem Ziesen (Amboß) zu Schrötlings-Quetschgeld, anschließend Glühen; 6. Kurzbeschlagen des Quetschgeldes mit dem Platthammer. Dazu wurden mehrere Schrötlinge im Gesamtgewicht von 1 Mark in einer Faßzange gehalten und gleichzeitig der Rand aller Schrötlinge so lange beschlagen, bis sie annähernd rund waren. Zwischendurch mehrmaliges Glühen. Das Ergebnis wurde kurz beschlagenes Quetschgeld genannt; 7. Ausschlagen (Glätten) des kurz beschlagenen Quetschgeldes unter einem flachen Hammer ergab Kurfürsten-Quetschgeld, auch Kurfürsten genannt; 8. nochmaliges Bearbeiten des Rands eines jeden Kurfürsten (Beklopfen, Rundung geben). Die beklopften Kurfürsten hießen dann Platten; 9. Die auch nach neuer Technologie üblichen Bearbeitungsgänge Weißsieden, Scheuern, Trocknen und Prägen. Die Technologie des Quetschgeldes wurde in der Harzmünzstätte Zellerfeld noch bis etwa 1780 angewandt.
 +
<div class="numCat">
 +
{{#set: Has main title=Quetschgeld}}
 
{{#set: Has numismatic Category=Numismatik}}
 
{{#set: Has numismatic Category=Numismatik}}
 
{{#set: Has numismatic Category=Münz- und Prägetechnik, Metalle}}
 
{{#set: Has numismatic Category=Münz- und Prägetechnik, Metalle}}
 +
</div>

Aktuelle Version vom 30. Juli 2021, 17:47 Uhr

Fertigungsstufe bei der Herstellung der Münzplatten (→ Platte ), typisch für die vor Einführung des Walzwerks (→ Walzenprägung ) und des → Durchschnitts seit dem Mittelalter angewandte Technologie der Münzherstellung. Für den sehr aufwendigen Fertigungsablauf waren folgende Bearbeitungsstufen bzw. Arbeitsgänge charakteristisch: 1. Gießen der → Zaine; 2. Ausschlichten der Zaine mit dem Hammer und mehrmaliges → Glühen; 3. Abtrennen der Schrötlinge vom Zain mit Schrotmeißel oder → Stückelschere (Stückelung); 4. Justieren der Schrötlinge mit der Benehmschere (danach benommene Schrötlinge genannt); 5. Breitschlagen der Schrötlinge auf dem Ziesen (Amboß) zu Schrötlings-Quetschgeld, anschließend Glühen; 6. Kurzbeschlagen des Quetschgeldes mit dem Platthammer. Dazu wurden mehrere Schrötlinge im Gesamtgewicht von 1 Mark in einer Faßzange gehalten und gleichzeitig der Rand aller Schrötlinge so lange beschlagen, bis sie annähernd rund waren. Zwischendurch mehrmaliges Glühen. Das Ergebnis wurde kurz beschlagenes Quetschgeld genannt; 7. Ausschlagen (Glätten) des kurz beschlagenen Quetschgeldes unter einem flachen Hammer ergab Kurfürsten-Quetschgeld, auch Kurfürsten genannt; 8. nochmaliges Bearbeiten des Rands eines jeden Kurfürsten (Beklopfen, Rundung geben). Die beklopften Kurfürsten hießen dann Platten; 9. Die auch nach neuer Technologie üblichen Bearbeitungsgänge Weißsieden, Scheuern, Trocknen und Prägen. Die Technologie des Quetschgeldes wurde in der Harzmünzstätte Zellerfeld noch bis etwa 1780 angewandt.