Pagoda

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1⁄2 Pagoda o. J. (1808/1811) der Präsidentschaft Madras der British East India Company

Alte südindische Goldmünze, deren Einführung auf die Gründung des Vijayanagar-Königreichs im Jahr 1336 zurückgeht. Die Hauptgoldmünze (Silber wurde nur in sehr geringem Ausmaß geprägt) wurde die Pagoda. Die Pagoden waren kleine, relativ unförmige Münzen mit der Darstellung von Hindu-Göttern und -Göttinnen. Die Goldprägungen mit dieser Mache (Fabrik) wurde auch von umliegenden lokalen Herrschern und seit dem 17. Jh. auch von den Europäern für die Ausmünzungen der verschiedenen Handelskompanien übernommen. Harihara (1336 bis 1356), der erste Herrscher der Samgam-Dynastie, ließ z. B. Hanuman und Garuda als Münzbilder seiner Pagoda verwenden. Unter Harihara II. (1377–1404) wurde Lakschmi auf den Pagoda dargestellt, seit Devaraya (1422 –1466) erschien Uma-Mahesvara auf den Münzen. Unter der Tuluva-Dynastie (1506 –1570) waren auch Rama und Varaha, die Inkarnationen von Vischnu auf den Münzen angebildet. Die Pagoda-Münzen (3,8 g) des Sultanats von Delhi (erstes Prägejahr 993 AH = 1584 AD, Münzstätte Ahmadnagar) weisen beiderseits arabische Beschriftungen auf. Unter den Nachfolgern der Mughal-Herrscher wurden schon unter dem Begründer der Maratha-Dynastie, Schivaji (1627 bis 1680) die Pagoda-Prägung aufgenommen, in Mysore folgte Haider Ali nach 1761 mit der Pagoda-Prägung, die auch sein Sohn Tipu Sultan fortsetzte. Er führte auch die Beziehung 1 Pagoda = 1⁄4 Mohur ein und gab der Pagoda den Beinamen Faruqi.
Die europäischen Handelskompanien übernahmen in Südindien die Pagoda für ihre eigenen Münzprägungen. In Nagapatam und Masulipatam prägten die Niederländer die Pagoda mit einer vierarmigen Göttin. In Tranquebar gaben die Dänen nur unter König Christian VII. (1766 –1808) Pagoda aus. Die Franzosen prägten 100.000 Pagoda mit der Göttin Lakschmi in Pondicherry, nachdem ihnen am 13. Januar 1705 ein niederländisches Schiff mit einer bedeutenden Goldladung in die Hände gefallen war. Gegen dieses Münzbild protestierte die Kirche, weil sie keine heidnische Gottheit auf den Münzen der Franzosen sehen wollte. Die Münzen wurden dennoch in den Umlauf gegeben. In Pondichery wurden Pagoda bis 1848, allerdings ohne Jahresangaben auf den Münzen, geschlagen. In der Präsidentschaft Madras der British East India Company wurde die Pagoda um 1650 wie folgt bewertet: 1 Pagoda = 32 Fanam = 8 Shillings englischer Währung. 1802 fixierte man die Stern-Pagoda auf 42 Fanam = 1⁄4 Mohur. Feingewicht 2,7 g Gold bei 3,4 g Rauhgewicht. Im Jahr 1817 legten man den Wert der Stern-Pagoda wie folgt fest: 1 Pagoda = 45 Fanam = 3600 Cash = 3 1⁄2 Rupien. Ohne Jahresangaben wurde die Pagoda und ihr Doppelstück noch bis 1815 in Madras geprägt. In Silber gab es die 1⁄4 und die 1⁄2 Pagoda. Im Staat Travancore wurde die Pagoda unter Radscha Rama Varma V. (1860 –1880) noch bis 1877 (das Doppelstück bis 1931), geprägt, wobei sie in 52 1⁄2 Fanam unterteilt war.