Judenpfennige: Unterschied zwischen den Versionen

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  <div class="coinCaption">Judenpfennig 1809 mit der fiktiven Währungsbezeichnung ATRIBUO</div>
 
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Auch Frankfurter Judenpfennige: Bezeichnung für Kupferpfennige, die in den 20er Jahren des 19. Jh. im Rheinland aus Mangel an Scheidemünzen mehrfach in Umlauf gebracht wurden (Preußen hatte in seiner Rheinprovinz seit 1808 keine Scheidemünzen prägen lassen). Hessen ließ 1822 zunächst bei der Firma Heitefuß, die einen Kupferhammer besaß, Pfennige im Gesamtgewicht von 10.000 kg prägen. Wegen des guten Geschäfts erstrebte die Firma eine Verlängerung des Vertrags, worauf vermutlich Pfennige mit der Jahreszahl 1819 in großen Mengen zurückgehen. Da sich aber mit Hilfe der bekannten offiziellen Prägungen die Zahl der damals kursierenden Pfennige nicht erklären läßt, wird angenommen, daß die J., wie viele der preußische Kleinmünzen, in Birmingham (Großbritannien) industriell gefälscht worden sind. Über die Niederlande wurden sie in das Rheinland und die umliegenden Provinzen geschmuggelt. Der Vertrieb dieser Münzen erforderte eine große Wechslerorganisation, die sich vielfach aus Handelsreisenden und Krämern zusammensetzte, unter denen sich auch viele Juden befanden. Da im Volk nur der Verteiler bemerkt wurde, nahm man an, daß auch die Herstellung der Pfennige durch sie erfolgte und gab den Pfennigen einen entsprechenden Namen. Die Prägungen tragen sehr oft Fantasiebezeichnungen, z. B. „Atribuo“,  "Theler“, „Ropell“, „Wiener“, „Halbag“, ebenso willkürlich sind ihre Münzbilder, meist ein Schild mit zwei Tonpfeifen, einem Arm, Stern, Kranz, Löwen oder Hahn. Bekannt sind die Jahreszahlen 1703, 1740, 1807, 1809, 1810, 1818, 1819, 1820 und 1821. Strenge staatliche Maßnahmen, Beschlagnahme der Münzen bzw. Strafverfahren, führten zur Eindämmung der Flut von J., die Zirkulationsmittel waren, obwohl ihre Herkunft ungewiß war.[[Datei:Judenpfennige_Bild_2.png|frameless|center]]
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Auch Frankfurter Judenpfennige: Bezeichnung für Kupferpfennige, die in den 20er Jahren des 19. Jh. im Rheinland aus Mangel an Scheidemünzen mehrfach in Umlauf gebracht wurden (Preußen hatte in seiner Rheinprovinz seit 1808 keine Scheidemünzen prägen lassen). Hessen ließ 1822 zunächst bei der Firma Heitefuß, die einen Kupferhammer besaß, Pfennige im Gesamtgewicht von 10.000 kg prägen. Wegen des guten Geschäfts erstrebte die Firma eine Verlängerung des Vertrags, worauf vermutlich Pfennige mit der Jahreszahl 1819 in großen Mengen zurückgehen. Da sich aber mit Hilfe der bekannten offiziellen Prägungen die Zahl der damals kursierenden Pfennige nicht erklären läßt, wird angenommen, daß die Judenpfennige, wie viele der preußische Kleinmünzen, in Birmingham (Großbritannien) industriell gefälscht worden sind. Über die Niederlande wurden sie in das Rheinland und die umliegenden Provinzen geschmuggelt. Der Vertrieb dieser Münzen erforderte eine große Wechslerorganisation, die sich vielfach aus Handelsreisenden und Krämern zusammensetzte, unter denen sich auch viele Juden befanden. Da im Volk nur der Verteiler bemerkt wurde, nahm man an, daß auch die Herstellung der Pfennige durch sie erfolgte und gab den Pfennigen einen entsprechenden Namen. Die Prägungen tragen sehr oft Fantasiebezeichnungen, z. B. „Atribuo“,  "Theler“, „Ropell“, „Wiener“, „Halbag“, ebenso willkürlich sind ihre Münzbilder, meist ein Schild mit zwei Tonpfeifen, einem Arm, Stern, Kranz, Löwen oder Hahn. Bekannt sind die Jahreszahlen 1703, 1740, 1807, 1809, 1810, 1818, 1819, 1820 und 1821. Strenge staatliche Maßnahmen, Beschlagnahme der Münzen bzw. Strafverfahren, führten zur Eindämmung der Flut von Judenpfennigen, die Zirkulationsmittel waren, obwohl ihre Herkunft ungewiß war.
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Aktuelle Version vom 30. Juli 2021, 17:34 Uhr

Judenpfennige.png
Judenpfennig 1809 mit der fiktiven Währungsbezeichnung ATRIBUO

Auch Frankfurter Judenpfennige: Bezeichnung für Kupferpfennige, die in den 20er Jahren des 19. Jh. im Rheinland aus Mangel an Scheidemünzen mehrfach in Umlauf gebracht wurden (Preußen hatte in seiner Rheinprovinz seit 1808 keine Scheidemünzen prägen lassen). Hessen ließ 1822 zunächst bei der Firma Heitefuß, die einen Kupferhammer besaß, Pfennige im Gesamtgewicht von 10.000 kg prägen. Wegen des guten Geschäfts erstrebte die Firma eine Verlängerung des Vertrags, worauf vermutlich Pfennige mit der Jahreszahl 1819 in großen Mengen zurückgehen. Da sich aber mit Hilfe der bekannten offiziellen Prägungen die Zahl der damals kursierenden Pfennige nicht erklären läßt, wird angenommen, daß die Judenpfennige, wie viele der preußische Kleinmünzen, in Birmingham (Großbritannien) industriell gefälscht worden sind. Über die Niederlande wurden sie in das Rheinland und die umliegenden Provinzen geschmuggelt. Der Vertrieb dieser Münzen erforderte eine große Wechslerorganisation, die sich vielfach aus Handelsreisenden und Krämern zusammensetzte, unter denen sich auch viele Juden befanden. Da im Volk nur der Verteiler bemerkt wurde, nahm man an, daß auch die Herstellung der Pfennige durch sie erfolgte und gab den Pfennigen einen entsprechenden Namen. Die Prägungen tragen sehr oft Fantasiebezeichnungen, z. B. „Atribuo“, "Theler“, „Ropell“, „Wiener“, „Halbag“, ebenso willkürlich sind ihre Münzbilder, meist ein Schild mit zwei Tonpfeifen, einem Arm, Stern, Kranz, Löwen oder Hahn. Bekannt sind die Jahreszahlen 1703, 1740, 1807, 1809, 1810, 1818, 1819, 1820 und 1821. Strenge staatliche Maßnahmen, Beschlagnahme der Münzen bzw. Strafverfahren, führten zur Eindämmung der Flut von Judenpfennigen, die Zirkulationsmittel waren, obwohl ihre Herkunft ungewiß war.

Judenpfennig 1807 mit der fiktiven Währungsbezeichnung THELER