Witten

Aus MGM Münzlexikon
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Stadt Malchin, Witten o. J., vor 1379

(niederdt. weiß), Veerling: erste größere Silbermünze des 14. Jh. im norddeutschen Raum, die sich über Lübeck (1339/40, nach Jesse), Hamburg und Lüneburg nach Mecklenburg, Pommern und Holstein ausbreitete. Wie Groschen und Schilling diente auch der Witten den wachsenden Handelserfordernissen. Zur selben Zeit entstanden auch zweiseitige Pfennige (1⁄4 Witten) mit gleichem Bild, die den umlaufenden Hohlpfennigen wertgleich waren. Wahrscheinlich sollten die Witten aus 15lötigem Silber ausgebracht werden, erwiesen sich aber 1375 in Proben nur noch 13 bis 14lötig. Zur Hauptmünze des → Wendischen Münzvereins wurde der Witten erst durch den Hanse-Rezeß von 1379 zwischen den Städten Lübeck, Hamburg und Wismar. Dieser Rezeß sah eine Ausmünzung im Rauhgewicht von 1,328 g, 176 Stück aus der 13 1⁄2lötigen Kölnischen Mark vor. Der Viertel-Witten (Pfennig) im Rauhgewicht von 0,45 g sollte zu 516 Stück aus der neunlötigen Mark geprägt werden. Auch das Münzbild bestimmte der Rezeß von 1379: Vs. lübischer Doppeladler, hamburgische Burg oder mecklenburgischer Stierkopf mit Umschrift, Rs. Kreuz mit Mittelring, der für bestimmte Kennzeichen genutzt wurde, und Umschrift. 1381 schlossen sich die Städte Rostock, Stralsund und Lüneburg dem Rezeß an. Nach dem Rezeß von 1410 sollten die Witten zu 200 Stück aus der zwölflötigen Mark geprägt werden. Doch schon 1411 veränderte ein weiterer Rezeß diesen Münzfuß und sah 208 Stück zu 1,12 g aus der zwölflötigen Mark vor und so liefen die Witten bis zur Mitte des 15. Jh. im norddeutschen Raum um. Letzte Prägungen von Witten, bevor sie durch den → Sechsling verdrängt wurden: 1502, 1506 und 1512 durch den Wendischen Münzverein in Hamburg, Lüneburg, Lübeck und Wismar zu 216 Stück aus der 5 1⁄4lötigen Mark.
Außer in den Hansestädten sind Witten seit dem letzten Viertel des 14. Jh. in zahlreichen Städten Mecklenburgs, Pommerns und Holsteins (z. B. Kiel, Itzehoe, Flensburg), in Ostfriesland u. a. sowie in Dänemark (→ Hvid ) entstanden. Dabei wurde z. B. von Mecklenburg (auch von Rostock) ein niedrigerer, der sogenannte wendische oder slawische Münzfuß eingeführt, so daß diese Witten 1411 nur 3 Pfennige galten. In Pommern wurden die Witten bis 1524 mit 1⁄2 pommerschen Schilling bewertet, 96 Witten = 1 Goldgulden. Letzte Witten prägten Schwedisch-Pommern 1650 bis 1707 und Stralsund 1666 bis 1763; sie galten 1⁄2 Sechsling (= Dreiling) bzw. 1 1⁄2 märkische Pfennig = 1⁄192 Reichstaler (deshalb erscheint die Wertzahl 192 auch in dem Reichsapfel der Dreilinge).
Witten sind im 15. Jh. auch nach Westdeutschland, bis an den Rhein, vorgedrungen und wurden dort wie die Brabanter Sterlinge als Engelsche bezeichnet und auch so bewertet. Am Niederrhein wurden auch Witten-Beischläge nach hansischem Vorbild ausgegeben, so im Herzogtum Berg (Münzstätte Mülheim), von der Grafschaft Mark, der Abtei Essen, von Randerath, Heinsberg, Sayn-Homburg u. a. Da die Beischläge im allgemeinen nicht die Güte der hansischen Witten aufwiesen, wurden die guthaltigen Witten von verschiedenen westfälischen Städten gegengestempelt, z. B. von Münster, Osnabrück, Herford, Ravensberg, Soest u. a.

Lübeck, letzter Witten-Typ der Stadt nach dem Rezeß von 1411