Taler

Aus MGM Münzlexikon
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Erste Taler-Münze, der Guldiner 1486 des Erzherzogs Sigismund des Münzreichen von Tirol (1439 – 1490, gestorben 1496) aus der Münzstätte Hall. Es ist aber bekannt, daß von dem erstmals 1484 ausgegebenen halben Guldiner Dickabschläge im doppelten Gewicht hergestellt worden sind, die vom Gewicht her gesehen also auch Taler (Guldiner) waren.

Großsilbermünze im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, die mit Veränderungen über einen Zeitraum von knapp 400 Jahren geprägt worden ist und in diesem Zeitraum einen weltweiten Siegeszug angetreten hat. Die erste dieser Großsilbermünzen wurde 1486 als krönender Abschluß der „großen Münzreform“ in Tirol in der Münzstätte Hall des Erzherzogs Sigismund von Tirol (1439 bis 1496) aus 15lötigem (937,5⁄1000 fein) Silber mit einem Feingewicht von 29,93 g bei 31,92 g Rauhgewicht ausgebracht. Im Wert entsprach diese neue Münze dem Goldgulden (deshalb wurde sie auch Guldiner genannt), und da das Gewicht fast eine Unze = 2 Lot des Tiroler Landesgewichts betrug, lautete ein anderer zeitgenössischer Name für die Münze Uncialis, 1 Guldiner = 5 Pfundner = 10 Sechser = 60 Kreuzer = 300 Vierer = 1200 Berner. Sicher verdankt der Erzherzog Sigismund seinen zeitgenössischen Beinamen „der Münzreiche“ dieser damals hochmodernen Nominalkette, die mit diesem Aufbau ein Novum darstellte. Schon zwei Jahre später wurde 1488 in einem anderen deutschen Land, im Herzogtum Lothringen, ebenfalls ein Guldiner geprägt, weitere sogenannte Inkunabeltaler folgten 1493 von Bern und 1498 vom Bistum Sitten, bevor im Jahr 1500 mit der sächsischen Münzreform der → Klappmützentaler (offiziell Guldengroschen genannt) entstand, der dem Nominal durch seine massenhafte Ausbringung zum „Durchbruch“ verhalf. Den Namen „Taler“ erhielt die Münze nach 1519. In jenem Jahr begannen die Grafen Schlick im böhmischen Joachimsthal (heute Jachymov) das Silber ihrer Gruben millionenfach in Guldengroschen nach dem Fuß der sächsischen Klappmützen-Taler zu vermünzen, die nach dem Prägeort seit etwa 1525 als „Joachimsthaler“ und später kurz als „Thaler“ bezeichnet wurden. Die Eßlinger Reichsmünzordnung von 1524 nannte die Taler „silberne Güldener“. 1566 bekam der Taler nach einem Beschluß des Reichstags in Augsburg die Bezeichnung → Reichstaler (neun Stück aus der Feinen Mark Silber, je Exemplar im Rauhgewicht von 29,23 g und einem Feingewicht von 25,98 g). Unter diesem Namen blieb er trotz aller Münzwirren bis in die Mitte des 18. Jh. als Währungsmünze bzw. Rechnungseinheit (Rechnungs-Taler) bestehen. Mit der Einführung des → Konventionstalers und → Kronentalers sowie des Zinnaischen, Leipziger und Grauman(n)schen Münzfußes entstanden im späten 17. und vor allem im 18. Jh. Taler mit veränderten Rauh- und Feingewichten. Im 19. Jh. wurde der Taler als → Vereinstaler allgemein zur deutschen Kurantmünze (→ Kurant).
Bei einer Reihe von Taler-Münzen des 16. bis 18. Jh. ist der Wert in Kreuzern, Groschen oder Schillingen als entsprechende Zahl im Reichsapfel (meistens auf der Brust des doppelköpfigen Reichsadlers) auf der Rs. der Münzen angegeben. Seit der zweiten Augsburger Reichsmünzordnung von 1559 war diese Angabe eigentlich vorgeschrieben, ohne daß sich die Münzstände in jedem Fall daran gehalten haben. Diese Wertzahlen waren jedoch in vielen Perioden nur Zählgrößen, weil der Reichstaler in specie gegenüber den unterwertigen Kleinmünzen meistens ein Agio hatte. Guldentaler → Reichsguldiner
Als Fremdwort fand der Begriff „Taler“ in verschiedenen Sprachen Eingang: Niederlande → Daalder (→ Rijksdaalder); Skandinavien → Rigsdaler oder → Riksdaler; Italien → Tallero; Polen → Talar; Frankreich Jocondale; Rußland → Jefimok; Schottland und Nordamerika → Dollar. Nur in Spanien und unter seiner Herrschaft in Mittel- und Südamerika existierte eine andere Bezeichnung für die Großsilbermünze (→ Peso de à ocho). Bei der Entwicklung eigener Prägungen unter Beibehaltung des Taler-Typs führten verschiedene Staaten neue Namen ein: England → Crown; Frankreich → Écu blanc; Rußland → Rubel; Italien → Scudo bzw. Ducato; Niederlande → Dukaton und → Patagon.

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Isny, Stadt, Taler 1554 zu 72 Kreuzer, die Wertzahl 72 (Kreuzer) steht im Reichsapfel auf der Brust des doppelköpfigen Reichsadlers auf der Rückseite


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Braunschweig-Grubenhagen, Philipp II. (Alleinregierung 1595 – 1596), Reichstaler 1595, Ausbeute der Grube St. Andreasberg, die Wertzahl 24 (Gute Groschen) steht im Reichsapfel auf der Brust des heiligen Andreas


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Mecklenburg-Güstrow, Ulrich III. (1556 – 1603), Reichstaler 1568 mit der Wertzahl 27 / 6 (27 Schilling 6 Pfennig) im Reichsapfel auf der Brust des doppelköpfigen Reichsadlers auf der Rückseite (auf den Halbtalern dieses Zeitraums ist die entsprechende Wertzahl 13 / 9 vorhanden)


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Holstein-Schauenburg, Ernst III. (1601 – 1622), Reichstaler 1611 mit der Wertzahl 28 (Gute Groschen) im Reichsapfel auf der Brust des doppelköpfigen Reichsadlers auf der Rückseite


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Lüneburg, Stadt, Reichstaler 1622 mit der Wertzahl 32 (Schilling) im Reichsapfel auf der Brust des doppelköpfigen Reichsadlers auf der Rückseite


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Hamburg, Reichstaler 1680 auf den Frieden zu Nijmwegen mit der Wertzahl 48 (Schilling) im Reichsapfel auf der Brust des doppelköpfigen Reichsadlers auf der Rückseite


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Tabelle "Taler von 1486-1908"