Sterling

Aus MGM Münzlexikon
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Sterling-Beischlag von Lippe nach dem „short cross type“, Bernhard III. (1229 – 1265), Münzstätte Lemgo

Auch Esterling (franz., esterlin): Bezeichnung für den Penny, den Heinrich II. von England (1154 –1189) 1180 prägen ließ und der bis 1248 gleichbleibend und von einheitlichem Gepräge ausgebracht wurde. Der Name Sterling kam in England erst gegen Ende des 14. Jh. als Adjektiv in „pound sterling“ und „sterling money“ auf. Vor 1200 war der Begriff in Frankreich gebräuchlich, nach 1200 tauchte er in Deutschland auf. Seine Deutung ist umstritten (etymologisch ist von dem französischen Ausdruck „esterlin“ auszugehen, den die Normannen bereits für den Penny Wilhelms I. (1066 –1087), Wilhelms II. (1087–1100) und Heinrichs I. (1100 –1135) verwendeten. Es gibt aber auch eine andere These, die eine Ableitung des Sterling von engl. „stern“ = „starr, fest, hart“ vorschlägt, in Analogie zum Peso duro, dem harten Peso. Eine moderne Ableitung geht vom altenglischen „steorling“ (Münze mit einem Stern) aus. Heute versteht man unter Sterling den englischen Großpfennig, der seit 1180 auf der Vs. den zeptertragenden Herrscher im Brustbild zeigt, auf der Rs. ein → Zwillingsfadenkreuz, mit vier kleinen Kugeln in den Winkeln. Dieser „short cross type“ wurde um 1248 unter Heinrich III. (1216 –1272) durch den „long cross type“ ersetzt, bei dem das Zwillingsfadenkreuz die Umschrift durchbricht und bis zum Münzrand reicht, in den Kreuzwinkeln je drei Kugeln. Richard Löwenherz (Richard Lionheart, 1189 –1199) und sein Bruder Johann ohne Land (John Lackland, 1199 bis 1216) eränderten den Typus und den Namen Heinrichs II. nicht. Heinrich III. fügte seit 1248 die Ordnungszahl in römischen Ziffern oder lateinischer Schrift bei. Edward I. (1272 bis 1307) änderte 1279 den Sterling-Typus erneut, Vs. Brustbild ohne zepterführende Hand, Rs.einfaches, breites Kreuz. In dieser Form wurde die Münze bis zum Ende des 15. Jh. weitergeprägt. Die Feinheit des Sterling betrug etwa 925⁄1000 (→ Sterlingsilber ) wobei das Gewicht ständig fiel. Das Rauhgewicht betrug unter Heinrich II. 1,36 g, Edward III. 1,17 g, Edward IV. (1461–1470, 1471 –1483) 0,97 g bis 0,78 g und unter Heinrich VII. (1485 –1509) 0,548 g. Seit 1177 wurden auch in Irland Sterling mit Londoner Stempeln geprägt, ebenso lehnten sich die schottischen Könige mit ihren Penny-Prägungen an die englischen an. Die lange Zeit, in der der Sterling unverändert in Bild und Münzfuß ausgebracht wurde, ließ ihn sein Verbreitungsgebiet weit in den nord- und osteuropäischen Raum ausdehnen. Zahlreiche Funde in Skandinavien und Polen dokumentieren die Handelsbeziehungen. Besonders zahlreich sind in Mitteleuropa die Beischläge. Beginnend mit den Dortmunder Denaren Ottos IV. (1198 –1215) und Friedrichs II. (1215 –1250) wurde die Nachahmung des Sterling bis in die Zeit Karls IV. (1346 bis 1378) fortgesetzt. Weitere Beischläge brachten u. a. Heinrich von Virneburg (1304 –1332), Bernhard III. zu Lippe (1241–1270), Adolf von der Mark (1197 –1249), Ludolf von Münster (1226 bis 1248), Konrad von Osnabrück (1227 bis 1238), Guido von Flandern (1280 bis 1305), Johann von Avesnes (1280 –1304) als Graf von Hennegau aus. Sie galten einen 1⁄3 Groschen. Betrügerische Nachprägungen entstanden in Luxemburg. Englische Urkunden bezeichnen diese Prägungen und andere niederländische Sterling als „Lushburger“ oder „Lusshebournes“. Die norddeutschen → Witten entsprachen wertmäßig weitgehend den Sterling, so daß sie gemeinsam in Westfalen und dem Rheinland unter der Bezeichnung Engelsche oder Englische umliefen. In der Reichsstadt Frankfurt am Main wurde der Englisch zu einem festen Nominalbegriff für 7 Heller (Mitte 15. Jh.), der in der latinisierten Form ANGLIE auch auf den Münzen erschien (letzte Prägung in Klippenform 1601).

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Eduard (Edward) I. (1272 – 1307), Sterling o. J. („long cross type“), Münzstätte London