Stempelfehler

Aus MGM Münzlexikon
Stempelfehler.png
Doppeltaler 1858 des Königreichs Sachsen mit der fehlerhaften Rückseiten-Umschrift VEREINSTHAELR

Fachbegriff für Fehler, die ihre Ursache in der Herstellung bzw. Beschaffenheit des Stempels haben. Man unterscheidet:
1. Fehler bei der Gravur des Stempels durch den Stempelschneider, orthografische, grammatische oder sachliche Unrichtigkeiten, wie Ausfall, Zufügung, Umstellung oder Rückläufigkeit einzelner Buchstaben. Solche Fehler sind auf Münzen des Mittelalters aufgrund des Analphabetismus der Stempelschneider besonders häufig. Sie kommen aber auch auf Münzen der Neuzeit vor, z. B. TAHLER oder THAELR statt THALER, VERRINS statt VEREINS, WILHLM statt WILHELM. Teilweise wurden falsche Jahreszahlen absichtlich angebracht, um schlechte Münzen als bessere auszugeben. → Ephraimit
2. Fehler durch Beschädigung des Stempels während des Prägebetriebs wie (meist) ein Stempelriß (Stempelsprung), der bestimmte Partien des Bilds stört oder entstellt. Der Riß ist auf der geprägten Münze als mehr oder weniger große Wulst zu sehen und zu fühlen. Charakteristische Stempelfehler waren in der Vergangenheit hin und wieder die Ursache für von Sammlern besonders gesuchte Münzen, z. B. → Einhorngulden, → Nasenblutengulden (Abb.) oder → Cromwell-Taler (Abb.). Ausplatzen von Teilen des Stempels führt z. B. zum Ausfall von Buchstabenteilen, so bei WILHEIM statt WILHELM. Verstopfung einzelner Stempelpartien durch winzige Metallteilchen bewirken den Ausfall eines Buchstabens oder einer Zahl bei der Prägung. Der letztgenannte Stempelfehler kommt in der modernen Prägetechnik am häufigsten vor und ist z. B. häufig beim Jahrgang 1949 des 50-Pfennig-Stücks der Bank deutscher Länder aufgetreten.

Stempelfehler Bild 2.png
Ungewöhnliches Beispiel eines völlig zerbrochenen Stempels, mit dem dennoch geprägt worden ist, an einem Cent-Token 1863 aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs