Schraubtaler

Aus MGM Münzlexikon

Vor allem im 17./18. Jh. zu kleinen Behältnissen – häufig zu Geschenkzwecken – umgearbeitete Taler-Münzen. Dazu wurde ein Taler vorsichtig horizontal zersägt und so Vorder- und Rückseite getrennt. Anschließend wurde zwischen die beiden Hälften ein Gewindestück gelötet. Bei einer anderen, häufigeren Methode wurde von der Münze sorgfältig die Vorder- oder Rückseite abgedreht und anschließend vorsichtig ausgehöhlt, ohne den Rand zu verletzen. In diesen stehengebliebenen Rand wurde innen ein Gewinde eingeschnitten. Bei einem zweiten Exemplar des Talers wurde danach die andere Seite abgedreht und die Münze ebenfalls ausgehöhlt. Das Gewinde wurde dann auf der Randaußenseite geschnitten. Nach dem Verschrauben beider Hälften war der Schraubtaler nur noch durch das geringere Gewicht zu unterscheiden. Nicht selten wurden auf ähnliche Art (ohne Gewinde) verfälschte Stücke hergestellt, indem das entfernte Silber durch Blei oder Zinn ersetzt wurde. Es sind auch seltene besondere Ausführungsformen bekannt, die ohne Gewinde (Klemmtaler), jedoch mit Scharnier, Haken und Öse gefertigt wurden. In die Schraubtaler wurden kleine Porträts (auch in die Innenflächen graviert), auf Stoffbänder geklebte Bildfolgen oder auch Dukaten eingelegt und dienten dann als Geschenk. Wenngleich am häufigsten Taler umgearbeitet worden sind, so gibt es aber auch Beispiele von kleineren Münzen bis herab zum Kupferpfennig nach 1873, die zu Schraubmünzen gearbeitet wurden. Schraubmedaillen wurden in aller Regel gleich geteilt und mit Gewinde hergestellt, um die aufwendige nachträgliche Trennung zu sparen. In größerer Zahl und unter kommerziellen Gesichtspunkten sind Schraubmedaillen zuletzt während der napoleonischen Kriege und nach den Befreiungskriegen 1813/14 mit Bildern von Schlachtenfolgen vertrieben worden. Im 18. Jh. war die Ausweisung der Salzburger Protestanten ein beliebtes Thema für Schraubmedaillen.