Reichstaler

Aus MGM Münzlexikon
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Reichstaler 1587 der Stadt Magdeburg mit dem Titel Kaiser Rudolphs II. und der Wertzahl 24 im Reichsapfel

1. Der nach dem Reichsmünzfuß des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation seit 1566 geprägte Taler zu 68 Kreuzer, 9 Stück aus der feinen Mark, im Feingewicht von 25,98 g. Diese Taler stieg durch Verschlechterung des Kreuzers zunächst auf 72, 1580 auf 90 Kreuzer. Nach obersächsischer Währung waren das 24 Groschen, nach norddeutscher 32 Schillinge. Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde der Reichstaler zur Haupthandelsmünze, die sich weit über die deutschen Grenzen ausbreitete. Da die südlichen Reichsgebiete weiter nach Gulden und Kreuzern rechneten, konnten seitdem im alten deutschen Reich Taler- und Gulden-Länder unterschieden werden. Der Reichstaler wie der → Reichsguldiner hatten folgendes Gepräge: Vs. Bild der Prägeherrn oder Wappen der jeweiligen Stadt, Rs. Reichsadler, beim Reichstaler ohne Wertangabe bzw. mit 24 (Groschen) oder 32 (Schilling) im Reichsapfel, beim Reichsguldiner mit 60 (Kreuzer). Nach Überwindung der Kipper- und Wipper-Inflation in Norddeutschland mit dem Hamburger Vertrag von 1622 wurde der Reichstaler östlich der Elbe in 48 Schillinge unterteilt. Auf Talern von Hamburg und Lübeck steht deshalb auch diese Wertzahl. Nach dem Aufkommen anderer Münzfüße (→ Konventionsfuß) Mitte des 18. Jh. wurde der alte Reichstaler nicht mehr geprägt und wurde zur Rechnungsmünze für 24 Gute Groschen bzw. 36 Mariengroschen. → Taler
2. Offizielle Bezeichnung des nach dem → Grauman(n)schen Münzfuß seit 1750 geprägten preußischen Talers, der wertmäßig eben kein Reichstaler (1.) war, denn er wurde nicht im 9-Taler-Fuß, sondern im 14-Taler-Fuß ausgebracht und hatte daher nur ein Feingewicht von 16,704 g Silber bei einem Rauhgewicht von 22, 272 g (der Reichstaler nach der Reichsmünzordnung enthielt 25,98 g Silber). Im 19. Jh. wurde der preußische Reichstaler im 14-Taler-Fuß zum Vorbild für die meisten deutschen Staaten, von denen viele ebenfalls im 14-Taler-Fuß prägten, bevor dann 1857 der → Vereinstaler nach dem Vorbild des preußischen Reichstaler geschaffen wurde (er war aber nicht mit ihm identisch).
3. Offizieller Name des → Vereinstalers nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871. Obwohl die Mark-Währung bereits eingeführt war (erste Mark-Münze war das preußische 20-Mark-Stück 1871), wurde der Etat der Deutschen Reichs noch bis 1874 in Reichstalern (Vereinstaler) aufgestellt.