Piaster

Aus MGM Münzlexikon
Version vom 30. Juli 2021, 16:45 Uhr von Maintenance script (Diskussion | Beiträge) (Imported from text file)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Piaster.png
Piaster 1777 der Dansk Asiatisk Compagnie für den Ostasien-Handel als Beischlag zu den spanisch-amerikanischen Säulenpiastern

1. In Europa verwendete Bezeichnung für den spanischen Peso de à ocho (→ Peso ). Bis in das 19. Jh. wurde diese spanische Taler-Münze als Handelsmünze an der Amsterdamer und Londoner Börse notiert und war dem Barrensilber gleichgestellt. In der Levante, vor allem bei den islamischen Anliegerstaaten des Mittelmeers, genoß der Piaster ein hohes Ansehen, stand allerdings im Wettbewerb mit dem niederländischen → Löwentaler und dem → Maria-Theresia-Taler. Die Versuche einiger europäischer Mächte, eigene Piaster-Münzen herauszubringen, blieben ohne Erfolg, so z. B. in Preußen (→ Levantetaler) unter Friedrich II. (1740 bis 1786). Die dänischen Beischläge zum P. für die Dansk Asiatisk Compagnie von 1771, 1774 und 1777 lehnten sich im Münzbild eng an das spanisch-amerikanische Vorbild an. Gepräge: Vs. dreifeldiger Wappenschild unter großer Krone, Rs. Säulen des Herkules, dazwischen unter einer Krone zwei Kreise, in denen sich die Wappen von Dänemark und Norwegen befinden. → Piastre de commerce
2. Im Osmanischen Reich von Grossus abgeleitete Bezeichnung Ghurusch für europäische Münzen, z. B. den → Löwentaler (= Asadi-Ghurusch), den deutschen → Reichstaler (= Riyal-Ghurusch). Ab 1099 AH (= 1686/1687) wurden vom Osmanischen Reich eigene P. zu 40 Para als Großsilbermünze in Konstantinopel geprägt, Rauhgewicht 19,24 g, Feingewicht 16,03 g (833⁄1000 fein). Allerdings sank der Silbergehalt bzw. die Feinheit rasch ab und lag 1757 nur noch bei 545⁄1000 fein. Seit Sultan Abdul Hamid I. (1774 –1789) wurden auch Mehrfachstücke des P. geprägt: 1 1⁄2 Piaster (Altmischlik) zu 60 Para und 2 Piaster (Ikilik) zu 80 Para. Unter Selim III. (1789 –1807) wurde die Nominalkette durch ein 2 1⁄2-Piaster-Stück (Yuzluk) zu 100 Para erweitert. Das 5-Piaster-Stück wog um 1830 nur noch 15 bis 16 g und war nach 1832 nur noch 175⁄1000 fein. Unter Sultan Abdul Medschid I. (1839 –1861) wurde im Osmanischen Reich eine Währungsreform durchgeführt, wobei eine dezimale Währung geschaffen wurde, 100 Piaster = 1 Lira. Die Lira war eine Goldmünze mit einem Rauhgewicht von 7,216 g, bei einem Feingewicht von 7,872 g. Die höchste Goldmünze war das 5-Lira-Stück zu 500 Piaster, die kleinste das 1⁄4- Lira-Stück zu 25 Piaster. Das höchste Silberstück der Münzreform war das 20-Piaster-Stück mit einem Rauhgewicht von 24,05 g, bei einem Feingewicht von 19,96 g. → Kurus
3. Sebili. Währungseinheit in Tunesien bis 1892, 1 Piaster = 16 Kharub.
4. Währungseinheit von Französisch-Indochina 1948 (letztes Prägejahr 1947), 1 P. = 100 Centiemes = 500 Sapek. Auf Vietnamesisch wird der Piaster als → Dong bezeichnet. → Piastre de commerce.
5. Kleine Währungseinheit der britischen Kronkolonie Zypern bis 1955, 9 Piaster = 1 Zypern-Shilling.
6. Von 1957 bis 1992 kleine Währungseinheit des Sudan, 100 Piaster = 1 Sudanesisches Pfund; 1 Piaster = 10 Millim.
7. Kleine Währungseinheit von Ägypten, 100 Piaster = 1 Ägyptisches Pfund; 1 Piaster (Guerche, Qirsch) = 10 Millim.
8. Kleine Währungseinheit von Libanon (schon seit der Mandatszeit [1920 bis 1941]), 100 Piaster = 1 Libanesisches Pfund; 1 Piaster (Qirsch) = 10 Millim.
9. Kleine Währungseinheit von Syrien, 100 Piaster = 1 Ägyptisches Pfund; 1 P. (Qirsch) = 10 Millim.

Piaster Bild 2.png
1 Piaster 1925 des französischen Mandatsgebiets Groß-Libanon


Piaster Bild 3.png
2 1⁄2-Piaster-Stück 1203 AH (1789 AD) als Beischlag zu den entsprechenden Stücken von Sultan Selim III. (1789 – 1807). Der Beischlag stammt vom Herzogtum Parma unter Ferdinand I. von Bourbon (1765 – 1802)