Papst

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Kirchenstaat, Denaro mit den Monogrammen von Papst Leo IV. und Kaiser Lothar (847 – 855)

(von lat. papa = Vater): Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und nach deren Lehre Nachfolger des Apostels Petrus. Seit Gründung des Kirchenstaats (Stato Pontifico) im Jahr 754 (Pippinsche Schenkung), der 1870 im vereinten Italien aufging, und erneut seit 1929 – Errichtung des Vatikanstaats (Stato della Città del Vaticano) – ist der P. auch weltlicher Herrscher. Als erster Papst ließ Gregor III. (731– 741) eine Silbermünze zu 30 Nummia (1 ⁄8 Siliqua) mit dem Brustbild des byzantinischen Kaisers Leo III. prägen (Rs. Monogramm). Auch die nachfolgenden Päpste Zacharias (741– 752), Stephan III. (752 bis 757), Paul I. (757– 767) und Stephan IV. (768 – 772) gaben dieses Münznominal mit wechselnden Monogrammen und dem Kaiserbrustbild (Konstantin V.) aus. Unter Hadrian I. (772 – 795) wurde ein silberner Pfennig (Denar) ausgegeben, denen Gemeinschaftsprägungen von Päpsten und Kaisern bis zum Tod Benedikts VII. und Ottos II. (983) folgten; auch von Leo IX. (1049 –1054) und Kaiser Heinrich III. (1039 –1056) gibt es noch solche Stücke. Die ältesten P.-Münzen werden als Denarii antiquiores bezeichnet. Vom 12. bis 13. Jh. gibt es nur Münzen des Senats von Rom (auch der Tribun Cola di Rienzo ließ 1347 einen Denaro Provosino schlagen), keine päpstlichen.
Erst unter Bonifaz VIII. (1294 –1303) wurde die päpstliche Münzprägung wieder aufgenommen (Münzstätte Pont de Sorgues in der südfranzösischen Grafschaft Venaissin). Rom begegnet uns erneut als päpstliche Münzstätte unter Urban V. (1362 –1370) noch vor der Beendigung des Exils der Päpste in Avignon (1377). Während des Schismas, Spaltung der kirchlichen Einheit von 1378 bis 1417, ließen Päpste in Rom und Gegenpäpste in Avignon (seit 1352 päpstliche Münzstätte) Münzen prägen. Im Kirchenstaat waren insgesamt 34 (italienische) Münzstätten tätig gewesen, davon nach 1700 noch Ancona, Ascoli, Bologna, Civitavecchia, Fano, Fermo, Ferrara, Foligno, Gubbio, Macerata, Matelica, Montalto, Pergola, Perugia, Rom (bis 1870), Ravenna, Spoleto, San Severino, Terni, Tivoli, Urbino und Viterbo.
Ein einheitliches Münzwesen bestand im Kirchenstaat nicht. Unter Benedikt XIV. (1740 –1758) gab es folgende Währungssysteme:
Rom, Gubbio, Ravenna – 5 Quattrini = 1 Baiocco; 30 Baiocchi = 6 Grossi = 4 Carlini = 3 Giulii (Paoli) = 1 Testone; 100 Baiocchi = 1 Scudo; 300 Baiocchi = 30 Paoli = 1 Doppia (5,4 g Gold), 1 Zecchino (3,4 g Gold);
Bologna – 6 Quattrini = 1 Bolognino; 12 Bolognini = 1 Giulio = 1 Bianco, 80 bis 108 Bolognini = 1 Scudo;
Ferrara – 6 Quattrini = 1 Baiocco.
1866 wurde im Kirchenstaat eine dezimal unterteilte Währung eingeführt, 100 Centesimi = 20 Soldi = 1 Lira. Die Münzprägung im Kirchenstaat unter mehr als 100 Päpsten endete unter Pius IX. (1846 – 1878) im Jahr 1870 mit der Ausgabe von 100-Lire- (1869), 50-Lire- und 20-Lire-Stücken in Gold sowie 5- und 2-Lire-Stücken in Silber.
Die ersten Münzen des Vatikanstaats wurden unter Pius XI. (1922 –1939) 1929 geprägt: 100 Lire (Gold), 10 und 5 Lire (Silber), 2 Lire, 1 Lira, 50 und 20 Centesimi (Nickel), 10 und 5 Centesimi in Bronze.
Augrund bestehender Verträge zwischen Italien und dem Vatikanstaat wurde im Jahr 2002 auch im Vatikanstaat die EuroWährung eingeführt, obwohl er kein Mitglied der Europäischen Union ist. Da das Prägevolumen des Vatikanstaats vertraglich eng limitiert ist, zählen seine Euro-Ausgaben, vor allem die Kursmünzensätze, zu den von Sammlern sehr gesuchten Objekten mit entsprechend hohen Preisen. Münzen des Vatikanstaats sind in Italien gesetzliches Zahlungsmittel. → Namenszahl, → Sedisvakanzmünzen, → Pontifex maximus

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Kirchenstaat, Pius IX. (1866 – 1870), 100 Lire 1869