Medaille

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Gußmedaille o. J. (um 1530) von Matthes Gebel auf Raymund Fugger (1489 – 1535)

(von italien. medaglia, aus lat. metallum = Metall, engl. medal, franz. médaille): münzähnliches Erinnerungsstück meist aus Metall, mit bildlichen Darstellungen und anlaßbedingten Aufschriften; auch als Ehren- und Verdienstauszeichnungen dienend. Bei Medaillen ist die kreisrunde oder ovale Form vorherrschend; vier- oder mehreckige Stücke werden als → Plaketten bezeichnet. Nach ihrer Herstellungtechnik sind Medaillen gegossen, getrieben, graviert oder geprägt. Während das vom Künstler geschaffene Modell (aus Wachs, Holz, Stein oder anderen Materialien) durch Abgüsse nur in begrenzter Anzahl vervielfältigt werden kann (→ Gußmedaille ), ermöglicht das seit dem 16. Jh. angewendete Prägeverfahren (das den Guß weitgehend verdrängte) höhere Auflagen. Die Prägestempel wurden anfangs vom Künstler selbst geschnitten, später hauptsächlich von berufsmäßigen Medailleuren nach vorliegenden Modellen. Als Vorläufer der Medaille gelten die antiken → Medaillons und die → Kontorniaten. Die moderne Medaille ist eine Schöpfung der Renaissance (→ Renaissance-Medaille ); mit der von Antonio Pisano (Pisanello) 1438 auf den byzantinischen Kaiser Johannes VIII. Paläologos (1425 –1448) beginnt die eigentliche Geschichte dieser Kunstgattung. Auftraggeber für Porträtmedaillen waren Herrscher, Patrizier und Vertreter des Bürgertums. Von Italien aus fand die Medaille Eingang in die Kunst der anderen europäischen Länder. Zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Renaissance-Medaille gehören Hans Schwarz, Hans Reinhart, Christoph Weiditz, Friedrich Hagenauer, Matthes Gebel. Zentren der Medaillen-Kunst in Deutschland waren Augsburg und Nürnberg. Neben den Porträt-Medaille gewannen Medaillen auf historische oder denkwürdige Ereignisse zunehmendes Interesse; auch Medaillen mit religiösen, mythologischen und allegorischen Motiven sowie auf Lebensabschnitte des Menschen (Geburt, Taufe, Hochzeit, Jubiläen, Tod) entsprachen dem Zeitgeschmack. In der Barockzeit diente die Medaille hauptsächlich als ein Mittel der absolutistischen Repräsentation. Charakteristisch sind die zahlreichen, z.T. durch Manieriertheit gekennzeichneten Medaillen-Folgen zur Verherrlichung von Herrschern und Herrscherhäusern (→ Histoire métallique). Begünstigt durch die Fortschritte auf dem Gebiet der Prägetechnik begann im 19. Jh. die Massenproduktion der Medaillen mit sehr breitem thematischen Spektrum. Trotz dieser Entwicklung blieb die Kontinuität der künstlerisch gestalteten Medaille gewährleistet. Zu den bedeutendsten Medailleuren des 19. Jh. gehören u. a. Antoine Bovy, Henri François Brandt, Jules Clément Chaplain, Rudolf Mayer, Benedetto Pistrucci, Oscar Louis Roty, Josef Tautenhayn u. a. Für die Medaille der Gegenwart werden in vielen Ländern experimentell neue, moderne Lösungen angestrebt. Die → Fédération Internationale de la Médaille (FIDEM) unterstützt das zeitgenössische Medaillenschaffen durch Kongresse und Ausstellungen. Die im Verlaufe von viereinhalb Jahrhunderten geschaffenen Medaillen vermitteln eine Fülle von Informationen über Personen und Institutionen, Daten und Fakten; sie belegen in anschaulicher Weise den Wandel der Stilrichtungen in der Kunst seit der Renaissance. → Ausbeutemedaille, → Belohnungsmedaille, → Ereignismedaille, → Friedensmedaille, → Geschichtsmünze, → Porzellanmedaille u. a. Stichwörter.

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Medaille 1923 von Karl Goetz auf den Versailler Vertrag und die Ausplünderung Deutschlands durch Frankreich: „Blutsauger am Rhein“; Knabe mit Weintraube wird von einem Blutegel gepeinigt, auf der Rückseite wird der deutsche Michel ausgepreßt