Mark
1. Historisches Massemaß (Gewichts-Mark). Die Mark war ursprünglich eine nordgermanische Gewichtseinheit (857 erstmals urkundlich erwähnt), eingeteilt in 8 Unzen, so daß sie als 2⁄3 des Römerpfunds zu 12 Unzen darstellte. Im 11./12. Jh. löste die M. vor allem in den westeuropäischen Ländern das Karlspfund (= 16 Unzen) als Währungsgrundgewicht ab. Größere Beträge wurden im Mittelalter in der Regel in Mark Silber bzw. Mark Goldes angegeben. Aus technischen aber auch wirtschaftlichen Gründen bildeten sich zahlreiche regionale Mark-Gewichte von unterschiedlicher Größe heraus. Zudem traten bei bestimmten M.-Gewichten im Lauf der Zeit Gewichtsveränderungen auf.
Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation erlangte die Kölner Mark (1821 in Preußen mit 233,856 g festgelegt), eine besondere Bedeutung. Sie wurde in der Eßlinger Reichsmünzordnung von 1524 zum Währungsgrundgewicht. Kaiser Karl V. erklärte die Kölnische M. am 25. Mai 1551 zum Reichsmünzgewicht. Erst 1857 (Wiener Münzvertrag) trat an die Stelle der Kölner Mark das metrische Münzpfund (1⁄2 kg = 500 g). Als Edelmetallgewicht war die Kölner Mark wie folgt unterteilt: 1 Mark in Gold = 24 Karat = 288 Grän; 1 Mark in Silber = 4 Vierding (Ferto) = 8 Unzen = 16 Lot = 32 Setin = 64 Quentchen = 256 Richtpfennige = 512 Heller = 4352 Äßchen = 65 536 Richtpfennigteile. Bis in das 16. Jh. wurde die Gewichts-Mark aber nur bis zu den Richtpfennigen und Äßchen unterteilt, weil feinere Messungen nicht möglich waren.
2. Zähl-Mark. Regional unterschiedliche Zählgröße (Rechnungsmünze), in Köln z. B. zu 160 Pfennigen. Im Mittelalter befanden sich Gewichts- und Zähl-Mark in Übereinstimmung, so lange die Pfennige aus möglichst reinem Silber geprägt worden waren. Infolge der Verschlechterung
der Münzen bildete die marca denariorum, die Zähl-Mark, nur noch eine Rechnungsgröße von 160 Pfennigen. In der englischen Unterteilung der Mark in 160 Pennyweights kommt das unmittelbar zum Ausdruck. Auf die Gewichts-Mark entfielen, wenn die Münzen nicht aus der feinen (lötigen) M., sondern aus der rauhen (legierten) Mark ausgebracht waren, nicht mehr 160, sondern eine wesentlich größere Zahl von Pfennigen.
In Norddeutschland, im Bereich der Lübischen Währung, bildete sich im Mittelalter eine Zähl-Mark zu 192 Pfennigen heraus. Da auf die Rechnungsmünze „Schilling“ 12 Pfennige entfielen, galt die Zähl-Mark in Norddeutschland 16 Schilling. In Oldenburg und Bremen rechnete man seit dem 16. Jh. die Zähl-Mark zu 32 Grote (um 1450 zu 30 Grote).
3. Deutsches Münznominal, Währungseinheit, Rechnungsmünze.
3.1. 1502 prägte die Stadt Lübeck ihre erste Großsilbermünze (Guldengroschen) als Nominal zu 1 1⁄3 Mark (= 64 Witten) sowie die Unterteilungen zu 2⁄3 und 1⁄3 Mark, die 32 bzw. 16 Witten entsprachen und die im selben Jahr auch von Lüneburg herausgegeben wurden. In Hamburg wurde 1505 das erste 1 1⁄3-Mark-Stück geschlagen. Diese 1 1⁄3-Mark-Stücke entsprachen wertmäßig exakt dem Rheinischen Goldgulden. Es folgten (1507 mit der Jahreszahl 1506) 1-, 1⁄2- und 1⁄4-Mark-Stücke der Städte Lübeck, Hamburg, Wismar und Lüneburg. Von der Stadt Lüneburg gibt es mit dem „Wendentaler“ von 1541 auch ein 2-Mark-Stück. Die Mecklenburger Herzöge gaben 1508 mit der Jahreszahl 1502 und der Herzog von Holstein 1514 ebenfalls M.-Prägungen aus. Aus dieser Mark des → Wendischen Münzvereins entwickelte sich die Lübische Mark, auf der die Kurantwährung (→ Kurantfuß, Lübischer ) der beiden Hansestädte Lübeck und Hamburg im 18. Jh. beruhte, ferner die Hamburger Banco-Mark (→ Bancotaler ).
3.2. Münznominal verschiedener Münzstände im Baltikum. Der Lübischen Mark entsprechend entstanden auch Münzen des Livländischen Ordens gemeinsam mit dem Erzbischof von Riga in der Münzstätte Riga 1516 (1 Mark) und 1547, 1553 bis 1558 (1⁄2 Mark) sowie in Reval (Tallinn) vom Livländischen Orden unter Wolter von Plettenberg (1494 –1535) mit Nominalen zu 1 und 2 Mark im Jahr 1528. Seine Nachfolger prägten 1⁄2-Mark-Stücke. Vom Bistum Dorpat ist ein 1⁄2-Mark-Stück von 1557 bekannt und vom Erzbistum Riga ein 1-Mark-Stück von 1537 und ein 1⁄2-Mark-Stück von 1547. Auch die Stadt Riga ließ während ihrer Unabhängigkeit (1562 bis 1581) 1⁄2-Mark-Stücke prägen. Unterteilt war die Mark im Baltikum in 4 Ferding.
3.3. Rechnungsmünze in Oldenburg, 1 Mark = 32 Grote (nach 1543) = 160 Schwaren. Auf dem Münztag von Lüneburg 1623 wurde der Reichstaler auf 3 Mark = 72 Grote festgelegt. Ab 1658 wurde die Oldenburger Mark zu 24 Grote auch als Münze (1⁄3 Reichstaler) ausgeprägt. Die Doppel-Mark zu 48 Grote (= 2⁄3 Reichstaler) wird als „Leichter Taler“ bezeichnet. Abb. → Groten
3.4. Münznominal der Reichsstadt Aachen, 1 Mark = 6 Buschen (Bauschen). Sie prägte 1577 bis 1763 Silbermünzen in der Mark-Währung zu 1, 2, 3, 4 und 6 Mark, wobei anfangs 26 Aachener Mark auf den Reichstaler entfielen.
3.5. Rechnungsmünze („Marck cölsch“) im Erzbistum Köln im 17. Jh., 1 Marck cölsch = 6 Albus. In den Jahren 1658 und 1659 wurde diese Rechnungsmünze auch als reale Münze zu 60 Stück aus der Mark ausgeprägt (Feingewicht 1,825 g, Rauhgewicht 3,897 g).
3.6. Rechnungsmünze in Essen, die im Jahr 1662 von der Abtei Essen unter der Äbtissin Anna Salome I. von Salm-Reifferscheid (1646 –1689) auch einmalig ausgeprägt wurde, 1 Mark = 4 Essener Albus = 3 Kölner Albus, 26 M. = 1 Kuranttaler. Als Wertangabe erscheint auf dieser sehr seltenen Münze die Inschrift I MARCK ESSENDISCH.
3.7. Währungseinheit des Deutschen Reichs seit 1871, 1 Mark = 100 Pfennig. Das Königreich Sachsen hatte bereits bei den Vorverhandlungen über den Dresdner Münzvertrag (1838) und den Wiener Münzvertrag (1857) die Mark (zu 10 Groschen zu 10 Pfennig) als Münzeinheit vorgeschlagen. Mit der 1871 im Deutschen Reich eingeführten Goldwährung wurde die Mark zur deutschen Münzeinheit (= 1⁄3 Vereinstaler). Die silbernen 5-, 2-, 1-, 1⁄2- und 1⁄5-M.-Stücke waren Scheidemünzen. 20-, 10- und 5-Mark-Stücke wurden in Gold geprägt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Goldeinlösepflicht der Reichsbank aufgehoben. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg brach in der durch die von Frankreich aufgezwungenen, unerfüllbaren Bedingungen des Diktatfriedens von Versailles hervorgerufenen Hyperinflation von 1922/23 die deutsche Mark-Währung völlig zusammen. Die Stabilisierung der deutschen Währung erfolgte im November 1923 mit der → Rentenmark auf der Basis 1 Billion (1 000 000 000 000) Papier-Mark = 1 Renten-Mark 1924 wurde dann von einem Wertverhältnis zwischen Gold und Silber von 1 : 15 1⁄2 ausgehend die → Reichsmark eingeführt und mit 0,358 423 g Gold bewertet. Die Reichsmark blieb die deutsche Währung bis zu den Währungsreformen 1948 in der Trizone und der Sowjetischen Besatzungszone. In den drei westlichen Besatzungszonen und Westberlin wurde am 20. Juni 1948 die „Deutsche Mark“ (West) zu 100 Pfennig und in der Sowjetischen Besatzungszone am 24. Juni 1948 die „Deutsche Mark“ (Ost) zu 100 Pfennig eingeführt, jeweils mit einem Umtauschkurs von 10 Reichsmark = 1 Deutsche Mark. Die Deutsche Mark wurde im Jahr 2002 vom Euro abgelöst. Die Deutsche Mark (Ost) wurde ab 31. Oktober 1951 offiziell „Deutsche Mark der Deutschen Notenbank“ und ab 1. August 1964 „Mark der Deutschen Notenbank“ (Abkürzung „MDN“) genannt. Diese Abkürzung erschien dann auch auf den ersten vier Gedenkmünzen der DDR von 1966/67. Seit 1968 lautete die offizielle Bezeichnung „Mark der Deutschen Demokratischen Republik“. Am 1. Juli 1990, noch vor dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, übernahm die DDR deren Währung. → Usualmark
3.8. Im deutschen Schutzgebiet Deutsch-Neuguinea war die „Neu-Guinea Mark“ zu 100 Neu-Guinea Pfennig von 1894 bis 1911 Währungseinheit.
4. Münznominal in Schweden seit 1512, 1 Mark = 8 Öre. Auf den Riksdaler wurden 4 Mark gerechnet. Zwischen 1606 und 1611 wurden mit den 20-Mark-Stücken die größten Silbermünzen in Schweden geschlagen. Mit der Münzreform von 1776 wurde die Mark in Schweden aufgegeben.
5. Münznominal in Norwegen. Im Jahr 1531 wurden unter König Christian II. (in Norwegen 1531–1532) in Oslo Notklippen zu 1 und 2 Mark geprägt. Allerdings gibt es auch vom norwegischen Erzbischof Olav Engelbrektson (1523 –1537) ein 1-Mark-Stück ohne Jahresangabe auf der Münze aus der Münzstätte Nidaros. Münzen mit der Wertangabe „Marck“ oder abgekürzt „M“ gab es letztmalig in den Jahren 1733 und 1749 auf einem Riksdaler mit der Wertzahl „6 M“. Auf den Kronen-Stücken zu 4 Mark stand bis 1736 in der Umschrift der Rs. stets die Wertangabe IIII MARCK DANSKE.
6. Münznominal in Dänemark seit 1541, 1 Mark Danske = 1⁄3 Daler, nach 1572 galt 1 Mark Danske = 1⁄4 Daler. In der Münzreform von 1625 wurde die M. Danske auf 16 Skilling festgelegt und in dieser Relation bis 1813 beibehalten.
7. Währungseinheit (Markkaa, Finn-Mark) in Finnland von 1860 bis 2002, 1 Markka = 100 Penniä.
8. Währungseinheit in Polen von 1917 bis 1924, 1 Marka Polska = 100 Fenigów.
9. Währungseinheit in Estland von 1922 bis 1927, 1 Mark = 100 Penni.