Münze

Aus MGM Münzlexikon
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Eine der frühesten griechischen Prägungen, eine Elektron-Trite, wahrscheinlich aus Ephesos (Ionien), um 620 – 600 v. Chr., mit dem Namen PHANE

1. Historisch-ökonomisch bedingte Erscheinungsform des Metallgelds mit folgenden wesentlichen Merkmalen: – gewährleistete Fähigkeit zur Funktion als allgemeines Zirkulationsmittel (in den modernen Staaten per Veröffentlichung im Gesetzblatt zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel deklariert), – Verkörperung eines festgelegten Nominals oder eines Teils bzw. eines Mehrfachen davon, – handliche Form und Formbeständigkeit gegenüber den in der Zirkulation auftretenden mechanischen Belastungen, – standardisierte Ausführung der stofflichen Zusammensetzung, der Größe, des Gewichts und der Form, – standardisierte plastische Zeichnung der wesentlichen Oberflächenpartien, mindestens jedoch einer Hauptfläche. In der historischen Entwicklung hat sich als zweckmäßigste Form die zweiseitig geprägte kreisrunde Scheibe durchgesetzt. Der Name Münze wird hergeleitet von dem Beinamen → Moneta der römischen Göttin Iuno, in deren Tempel sich die Münzstätte des antiken Rom befand. Gegenüber der Barrenform des Gelds (→ Barren ) besitzt das Münzgeld im Kleinhandel folgende Vorzüge: – Einsparung des Abtrennens vom Barren, – Ersetzen des Wiegens durch das Zählen, – Typung der Wertgrößen (Nominale) bei normiertem Gewicht, – normierter Feingehalt, – Garantie des Feingehalts und des Gewichts durch den Staat, – bessere Handlichkeit. Neben dem Münzgeld wurde die Barrenform für den Großhandel beibehalten.
Die ersten Münzen wurden vermutlich im 12. Jh. v. Chr. in China im Formgußverfahren hergestellt (→ Münztechnik). Unabhängig davon entstanden im 7. Jh. v. Chr. die ersten geprägten Münzen im Mittelmeerraum (Lydien, Ionien). Die Entwicklung des Münzwesens erfolgte in der Antike zunächst durch die griechischen Stadtstaaten (→ Drachme, → Stater), die sehr reichhaltige Formen von z. T. künstlerisch sehr hochstehenden Geprägen hinterlassen haben. Sie wurde fortgesetzt in der Römischen Republik (→ As, → Denar, → Aureus) und fand ihren Höhepunkt zur Zeit der größten Ausdehnung des römischen Kaiserreichs. Der römische Denarius wurde das Vorbild für die Hauptmünze der mittelalterlichen europäischen Staatenwelt.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, war der Pfennig (Denar) vom 8. bis 13. Jh. das einzige ausgeprägte Nominal. Eine besondere Form des Pfennigs waren die → Brakteaten (Hohlpfennige), die zwei Jahrhunderte lang das Bild des mitteleuropäischen Münzwesens beherrschten und in ihrer Blütezeit ein künstlerisch oft hervorragend gestaltetes Münzbild aufwiesen. Unter den Bedingungen der in den mittelalterlichen Städten sich entwickelnden Warenproduktion entstand gegen Ende des 13. Jh. von Frankreich ausgehend als Zwölffaches des Pfennigs der → Groschen, wodurch der Pfennig zur → Scheidemünze wurde. Von Italien aus verbreiteten sich als Goldmünzen der → Gulden und der → Dukat. Infolge Goldmangels blieb jedoch das Silber als Münzmetall vorherrschend. Im Zuge der Erweiterung der Ware-Geld-Beziehungen wurde als silbernes Äquivalent für den Goldgulden um 1500 der → Taler eingeführt, der zur verbreitetsten Münze aller Zeiten werden sollte und bis Ende des 19. Jh. zum wichtigsten deutschen Kurant wurde.
In der Numismatik werden diese den Zeiträume auch als Pfennig-, Groschen-, Taler-Zeit bezeichnet. Alle Perioden wurden überlagert durch den Prozeß der → Münzverschlechterung. Gegen Ende des 19. Jh. hatte sich gegenüber dem bisher vorherrschenden Bimetallismus (→ Doppelwährung ) das Gold als einziges Metall für Kurantmünzen durchgesetzt. In der Gegenwart haben alle kursierenden Münzen den Charakter von Geldzeichen, ihr Eigenwert ist also gering im Vergleich zu ihrem → Nominalwert. Neben ihrer Primärfunktion als Zirkulations- und Zahlungsmittel werden von der Münze noch weitere, sekundäre gesellschaftliche Funktionen erfüllt. Dazu gehören: – ihre Funktion als Mittel politischer Propaganda – ihre ästhetische Funktion (als Gegenstand künstlerischer Gestaltung) – unter den Bedingungen der → Münzgeldwirtschaft ihre Funktion als Einnahmequelle für den Münzherrn mit Hilfe der Verschlechterung des → Münzfußes – ihre Funktion als kulturhistorisches Dokument, in dieser Eigenschaft ist die Münze Gegenstand der Numismatik und des numismatischen Sammelns.
2. Die Bezeichnung M. wird im übertragenen Sinn auch auf die Produktionsstätten von M. (Münzstätten) angewandt.