Münzbild

Aus MGM Münzlexikon

Das als Typus bezeichnete bildliche Gepräge einer Münze. Als Ausdruck der jeweiligen gesellschaftlichen und künstlerischen Entwicklung ermöglichen die vom Münzherrn bzw. Staat vorgeschriebenen Münzbilder im allgemeinen eine zeitliche und örtliche Zuordnung. Griechische Münzen mit ursprünglich nur einem Münzbild zeigen Tiere, Pflanzen, Geräte u. a. als Bildsymbole (»Wappen«) der emittierenden Stadtstaaten (Poleis). Mit dem Aufkommen des Zweibildersystems wurde in der Regel das »Wappen« zum Rs.-Bild, während die Vs.-Darstellungen von Gottheiten und mythologischen Szenen vorbehalten blieb. Das Herrscherbildnis, zuerst auf Münzen der altpersischen Könige vorkommend (→ Dareikos ), setzte sich erst in hellenistischer Zeit nach dem Tod Alexanders des Großen (323 v. Chr.) durch. Die griechische Münzglyptik stand zwischen 450 und 400 v. Chr. (hochklassische Zeit) in voller Blüte. Die ältesten Münzen der Römischen Republik schließen an die Tradition der religiös motivierten griechischen M. an; völlig neuartig ist die Kennzeichnung der einzelnen Wertstufen durch unterschiedliche Götterbildnisse (→ Aes grave). Seit der Mitte des 2. Jh. v. Chr. wählten die Münzbeamten bevorzugt Münzbilder, mit denen die Geschichte und die Taten ihrer Familien gewürdigt werden sollten; es bildete sich der Typus der → Geschichtsmünze heraus, den die Römer in einzigartiger Weise zur Geltung gebracht haben. Die Münzbilder der Kaiserzeit zeigen in der Regel auf der Vs. das Bildnis des Herrschers oder eines Angehörigen seiner Familie, auf der Rs. mannigfaltige Darstellungen von historischen Ereignissen, Gottheiten und Personifikationen. Das Münzbild dient zugleich als Mittel der politischen Propaganda, als „Zeitung“ und zur Verherrlichung des römischen Imperiums. Auf byzantinischen Münzen bleiben Herrscherbildnis und religiöse Motive vorherrschend. Die germanischen Volksstämme übernahmen für ihre Münzprägungen spätrömische und byzantinische M., insbesondere das Bildnis des Kaisers (zu Konstantinopel) und die Victoria bzw. das Kreuz.
Wesentliche Kennzeichen der karolingischen Denare (Silberpfennige) sind Kreuz in Umschriftkreis, ein- oder mehrzeilige Schrift bzw. Monogramm. Unter den Kaisern aus sächsischem und fränkischem Hause weisen die Münzen wieder bildliche Darstellungen aus (typisierte Kopfund Brustbilder von Herrschern und von Heiligen, weltliche und sakrale Bauwerke). In der Hohenstaufenzeit erreichte die Münzkunst in Gestalt der Brakteaten einen erneuten Höhepunkt. Gotische Stilelemente bestimmen die Münzbilder der am Ende des 13. Jh. aufgekommenen Groschenund Goldmünzen-Prägungen.
Die Renaissance führte zu einem grundsätzlichen Wandel des Münzbilds. Vorherrschend werden das naturgetreue Herrscherbild nebst Wappendarstellung vor allem auf den großen Silbermünzen. In der Zeit des Barocks erfuhren diese Hauptbildtypen eine künstlerische Übersteigerung ins Prunkhafte (Münze als Mittel der absolutistischen Repräsentation). Münzen der Neuzeit zeigen im allgemeinen Staatssymbol und Wertangabe (zum Teil im Kranz); bei → Gedenkmünzen sind bildliche Darstellungen (Bildnisse bedeutender Persönlichkeiten, Darstellungen geschichtlicher und zeitgeschichtlicher Ereignisse) funktionsbedingt.