Kriegssechstel

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Sachsen-Hildburghausen, Ernst Friedrich Carl (1745 – 1780), Kriegssechstel 1758 mit verschnörkelten Initialen EFC

Sechsteltaler nach verschlechtertem Münzfuß, bekanntester Typ der Kriegsprägungen Friedrichs II. von Preußen (1740 –1786). Bereits vor dem Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) ließ Friedrich II. in verpachteten Münzen (vor allem in Cleve) durch private Münzunternehmer nach dem 18-Taler-Fuß prägen. Durch diese Veränderung des Grauman(n)schen 14-Taler-Fußes (→ Grauman(n)scher Münzfuß ) trat eine Verschlechterung des Geldes um etwa 22% ein. Im preußisch besetzten Leipzig wurden in der an ein jüdisches Münzkonsortium verpachteten Münzstätte sächsisch-polnische Münzen im 19-, später sogar im 28-Taler-Fuß hergestellt (→ Ephraimit ). Dem preußischen Beispiel des Münzbetrugs folgten auch andere deutsche Fürsten, auch wenn sie nicht in den Krieg verwickelt waren: Anhalt-Bernburg, Anhalt-Zerbst, Brandenburg-Ansbach, Brandenburg-Bayreuth, Braunschweig-Wolfenbüttel, Dortmund, Fulda, Hanau-Lichtenberg, beide Mecklenburg, Montfort, Pfalz-Zweibrücken, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sayn-Altenkirchen, Trier, beide Wied und Württemberg prägten Kriegssechstel in großen Mengen, teilweise auch unter der Regie preußischer Münzpächter mit den Stempeln fremder Herrscher. Beispiele dafür sind die Prägungen von Anhalt-Bernburg und Sachsen, mit denen Einkäufe in Polen getätigt wurden, das zu dieser Zeit keine eigene Münzprägung hatte. Ihr Wert sank schnell auf 3, 2 oder 1 1⁄2 Groschen. Um ihre Herkunft zu verschleiern, verwendeten die ausgebenden Fürsten häufig verschlungene Monogramme. Da das Kriegsgeld nach dem Siebenjährigen Krieg nur nach dem tatsächlichen Silberwert eingelöst wurde, erlitt die Bevölkerung erhebliche Einbußen.

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Kriegssechstel 1757 des Bistums Fulda aus der Regierungszeit von Bischof Adalbert von Walderdorf (1756 – 1759). Das verschnörkelte Monogramm „APF“ der Vorderseite ist zu „Adalbertus Princeps Fuldensis“ (Adalbert Fürst von Fulda) aufzulösen.