Kreuzer

Aus MGM Münzlexikon
Kreuzer.png
Tirol, Kreuzer (Etsch-Kreuzer) o. J. von Graf Meinhard II. (1274 – 1295)

Abk. Xer, Kr., auch: Etsch-Kreuzer, Tirolino, Azzalino, Zwainziger, Vigintiarius, Vigintinus. Seit 1274 von Meinhard II. von Görz (1271–1295) in Meran (Tirol) ausgebrachte Münze in der Größe einer kleinen Groschen-Münze. Vs. Doppel- oder Radkreuz (daher der Name K.) mit der Umschrift MEINARDVS, Rs. heraldischer Adler mit Umschrift COMES TIROL; bis 1363 im Münzbild unverändert. Der K. entsprach – wie sein Vorbild, der Trientiner Zwainziger – dem Wert von 20 Denaren (Berner) von Verona (Bern) und wurde daher bis Ende des 14. Jh. Zwainziger (in einer Urkunde Meinhards von 1288 als „Zwainzgaer“), Meinhardszwainziger, in italienischen Gebieten Tirolino (vor allem die italienischen Beischläge) genannt. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens K. („crucer“) ist in einer Urkunde von 1290 des Klosters Benediktbeuren nachgewiesen. In einer Urkunde von 1318 wird er als „Chroetzerpfenning“ bezeichnet. Kaiser Friedrich III. (1440 –1493) führte den K. etwa 1458 in Österreich ein. Seit dieser Zeit wurde er beibehalten und zum Ausgangspunkt der weiteren Entwicklung des österreichischen Münzwesens: 1 Kreuzer = 4 Wiener Pfennige, 60 K. = 240 Pfennige = 1 Gulden. Ursprünglicher Münzfuß: 156 Stück aus der 254,7 g schweren Trientiner Mark, Feingehalt 14 Lot 2 Grän.
Bis 1473 sank der Münzfuß auf 240 Stück aus der achtlötigen Mark, ein 1-K.-Stück mit 1,06 g Rauhgewicht und 0,53 g Feingewicht. Dieser Münzfuß blieb mit geringen Abweichungen bis zum Anfang des 16. Jh. erhalten. 1482 entstanden in der Münzstätte Hall die ersten Vielfachen des Kreuzers: sechs- und zwölffache Kreuzer (Pfundner). In Süddeutschland wurde der K. allgemein erst im 16. Jh. nachgeprägt. Damit war es dem Haus Habsburg gelungen, seine Gulden- und Kreuzer-Währung als kaiserliche und rheinische Währung in fast ganz Süddeutschland zu verbreiten. Im Jahr 1559 wurde der Kreuzer auch in Norddeutschland in ein festes Verhältnis zum lübischen Schilling gebracht, 60 K. = 24 Schillinge. Im Verlauf des 16. Jh. wurden die einfachen Kreuzer immer geringhaltiger, seit dem 18. Jh. wurde der K. teilweise als Kupfermünze ausgebracht.
Aus seinen Vielfachen entwickelten sich einige bedeutende Münzen: Batzen, Halbbatzen, 3-, 6-, 7-, 10-, 15- und 20-Kreuzer-Stücke.
Im Münzvertrag von Wien (1857) wurde das Verhältnis des Kreuzers zum → Vereinstaler geregelt: In den habsburgischen Erblanden entsprach der Taler 90 Kreuzer, in Süddeutschland 105 Kreuzer. Gesonderte Vereinbarungen zum Wiener Münzvertrag schlossen 1858 Bayern, Württemberg, Baden, beide Hohenzollern, Hessen-Darmstadt und Hessen-Homburg, Nassau, Frankfurt am Main, Sachsen-Meiningen und die Oberherrschaft von Schwarzburg-Rudolstadt. Es wurde z. B. für Bayern festgelegt, daß Kreuzer wie folgt auszubringen waren: 3600 Stück vom Pfund Feinsilber, 594 Stück zum Pfund Rauhsilber (= 165⁄1000 fein). Diese K.-Prägung bestand teilweise bis 1873 und wurde erst durch die Reichsmünzgesetzgebung des Deutschen Reichs aufgehoben. Österreich prägte den Kreuzer in Kupfer bis 1891.

Kreuzer Bild 2.png
Haus Habsburg, Maria Theresia (1740 – 1780), Kupfer-Kreuzer 1762 P (Münzstätte Prag)