Heller

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Stummer Heller mit tatzenförmiger Hand von Schwäbisch Hall nach 1275

Auch Häller, Haller, Händleinheller: ursprünglich Pfennig der Reichsmünzstätte zu Schwäbisch Hall, der wahrscheinlich schon in der Regierungszeit von Friedrich I. Barbarossa (1152 –1190) geschlagen wurde und 1200 bzw. 1208 erstmalig urkundlich genannt wird. Auf dem H. sind eine Hand und ein Spaltkreuz dargestellt. Ob Hand und Kreuz religiöse Bedeutung hatten oder als Zeichen der Marktfreiheit standen, ist ungeklärt. Die ältesten H. (Feingewicht 0,371 g bei 0,55 g Rauhgewicht) aus dem Fund von Egersheim tragen die Namen der Stadt Hall und des Kaisers Friedrich H.ALLA – F. R. I. S. A. (= Fridericus Rex Imperator Semper Augustus). Spätere H. (seit etwa 1250) sind stumm (→ stumme Münze). Sie flossen bald in fremde Münzbereiche ein und verdrängten z. B. um 1270 den Pfennig in Nürnberg. Wegen ihrer Festigkeit gegenüber den zerbrechlichen → Brakteaten waren sie in Schwaben besonders geschätzt; 1265 nachweislich in Konstanz. Mit kleinen Beizeichen oder Buchstaben auf der Handfläche wurden häufig die H. aus anderen Münzstätten gekennzeichnet. Nachdem die Münzstätte Schwäbisch Hall um 1300 an florentinische Unternehmer verpachtet worden war, entstanden H. in großen Mengen und verdrängten überall die einheimischen Pfennige. Hauptursache dafür waren ein gleichbleibendes Aussehen, das Nichtverrufenwerden (Ummünzen, Umwechseln mit meist 25% Verlust für den Besitzer) und der geringere Wert gegenüber dem Pfennig (vgl. Gresham-Kopernikanisches Gesetz): im 13. Jh. galt ein Aachener Pfennig = 3 H., 1238 ein Speyerer Pfennig = 2 H., bis 1350 in Süddeutschland ein alter Pfennig = 1 1 ⁄2 Heller, 1265 drei Konstanzer Pfennige = 4 H. Wie die Pfennige waren die H. seit dem 16. Jh. zur → Scheidemünze geworden und galten 1 ⁄2 Pfennig. In einigen Gegenden, vor allem um Köln und Aachen, spielten die Vielfachen der H. eine bedeutende Rolle, besonders Stücke zu 12, 8, 4 und 2 H., von denen die 8-H.- Stücke (→ Fettmännchen) in Köln und Jülich, die 12- und 4-H.-Stücke (→ Bauschen) aus Kupfer in Aachen lange das wichtigste Kleingeld waren. Die H. gelten als eine der frühesten deutschen Kupfermünzen (westfälische Kupfermünzen schon vor 1600). Die letzten alten Kupfer-H. sind vor 1866 in Bayern, Württemberg und Frankfurt als 1 ⁄8-Kreuzer-Stücke sowie in Hessen den preußischen Pfennigen entsprechend geprägt worden. Die kurhessischen H. waren dem Wert nach Pfennige, 12 H. = 1 Silbergroschen. Sie wurden nach der Annexion von Hessen-Kassel durch Preußen 1866 auch wie die preußischen Pfennige bewertet. Einen neuen H. führte Österreich 1892 als 1 ⁄100 Krone ein. Dieser bis 1924 geltende H. wurde zu 20 und 10 H. aus Nickel sowie 2 und 1 H. aus Kupfer geprägt (während des Ersten Weltkriegs gab es die H.-Münzen aus Neusilber und Eisen). Die Tschechoslowakei übernahm 1921 den Namen Heller für ihre kleine Münzeinheit, 100 H. (Haléru) = 1 Krone (Koruna). Auch nach der staatlichen Trennung 1993 behielten beide Republiken (Tschechei und Slowakei) den H. bei. In Deutsch-Ostafrika gab es von 1904 bis 1916 Stücke zu 1 ⁄2, 1, 5, 10 und 20 H. in Bronze und Kupfernickel (100 H. = 1 Rupie). → Parvus denarius Pragensis

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10-Heller-Stück 1909 J von Deutsch-Ostafrika