Gegenstempel

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Gegenstempel Kopf König Georgs III. von Großbritannien (1760 – 1820) im Achteck auf einem spanisch-amerikanischen 8-Reales-Stück 1797 aus der Münzstätte Mexiko. Mit diesem britischen Gegenstempel von 1804/05 wurde die spanische Münze in Großbritannien offiziell im Wert von 4 Shillings 9 Pence für den Umlauf zugelassen.

Auch Kontermarke, Schlagmarke: die einer Münze in verschiedenartigster Form eingeschlagene Markierung, meist als Wappen, Zahlen oder Buchstaben. Der G. wird vorzugsweise auf der Vs. der Münze angebracht, wobei auf der Rs. eine Abplattung entsteht. Bei einer Zangengegenstempelung wird beidseitig ein G. aufgeprägt. Gegenstempelungen können wegen einer Auf- oder Abwertung (→ Vellon ) bzw. der Anerkennung des Werts, einer Umlaufbestätigung oder aus Werbe- und Propagandazwecken erfolgt sein. In der Antike wurde der G. zum Einschlagen neuer Werte auf Münzen bzw. als Garantiezeichen für die Gültigkeit in einem bestimmten Territorium benutzt.
Vor allem im Spätmittelalter und in der Neuzeit wurden durch G. fremde Geldsorten anerkannt oder ihr Umlaufwert festgelegt. Später wurden auch schlechtere einheimische Sorten mit G. auf eine neuen, verringerten Wert gesetzt. Zahlreich treten G. auf den Groschen-Münzen auf (z. B. auf Prager, Meißner oder hessischen Groschen), da diese in ihrem Silbergehalt und damit im Wert schwankten. In Norddeutschland wurden während der Kipperzeit 1619 bis 1622 die Doppelschillinge im großen Umfang gegengestempelt (Abb. → Stempel ). In der zweiten Kipperzeit im 17. Jahrhundert waren es vor allem die Zweidritteltalerstücke, die im Wert durch G. tarifiert wurden. Bevor in Rußland die regelmäßige Rubel-Prägung einsetzte, half man sich damit, west- und mitteleuropäische Taler-Münzen unterschiedlichster Herkunft in großen Mengen durch kleine Kopeken-Stempel und Stempel mit der Jahreszahl „1655“ umlauffähig zu machen (Abb. → Jefimok ). Im Orient und Fernen Osten, vor allem in China, war die Gegenstempelung (Punzierung) von Großsilbermünzen durch private Händler oder Banken noch im ersten Viertel des 20. Jh. üblich.

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Gegenstempel Löwenschild im Oval auf einem Burgundischen Reichstaler 1568 aus der Münzstätte Antwerpen. Dieser 1573 von der Provinz Holland eingeschlagene Gegenstempel stellt eine direkte Kapitalsteuer dar. Die Münze wurde durch den Gegenstempel um 15 % aufgewertet, und der Ertrag aus dieser Maßnahme diente der Finanzierung des Unabhängigkeitskampfes gegen Spanien.