Carlin

Aus MGM Münzlexikon
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Sizilien, Karl II. von Anjou (1285 – 1309), Carlin (Saluto d’oro)

Auch: Carlino (Plural Carlini). 1. C. d’or (goldener Carlin), Saluto d’oro, Feingoldmünze, die ab 1278 unter Karl von Anjou (1266 bis 1282/85) und Karl II. von Anjou (1285 bis 1309) in Brindisi, Messina und Neapel geprägt wurde. Sie zeigt auf der Vs. die Szene der Verkündigung Mariae. Der auf Maria zutretende und sie grüßende Engel gab der Münze auch den Beinamen Saluto. Auf das Münzbild bezieht sich auch die lateinische Umschrift AVE GRATIA PLENA DOMIN TECUM (Sei gegrüßt, Gnadenreiche, der Herr ist mit Dir). 2. C. d’argento, Carlino: nach dem Vorbild des französischen Gros tournois geprägte silberne Groschen-Münze (Grosso) des Königreichs Neapel, eingeführt im Jahr 1303 unter König Karl II. Anjou (1285 – 1309). Die Münze galt (laut Suhle) einen halben Gold-Tari. Es war der Nachfolgetyp des 1278 parallel zum C. d’oro eingeführten und ihm auch im Münzbild ähnelnden Saluto d’argento (1 C. = 1⁄10 Carlino d’oro). Aufgrund des Lilienkreuzes auf der Rs. der ersten Prägungen erhielt der Carlino auch den Beinamen → Gigliato.
2. Im Königreich beider Sizilien war der Carlino bis zum Beginn des 19. Jh. eine Silbermünze zu 10 Grana, 10 Carlini = 1 Tallero, 12 Carlini = 1 Piastra. Noch unter Joachim Murat (Gioacchino Napoleone, 1808 –1815) weisen die neapolitanischen Piastra von 1809 und 1810 die Wertangabe DODICI (= 12) CARLINI auf.
Der Carlino wurde auch von anderen italienischen und südfranzösischen Münzständen nachgeahmt, wobei der Wert in Abhängigkeit vom Silbergehalt schwankte. Zu den frühesten Beischlägen des Carlino gehören die in Macerata geschlagenen Grossi des Papstes Johannes XXII. (1316 bis 1334), die auch ein Lilienkreuz aufweisen, und die Carlini der Fürsten von Orange und des Bischofs Wilhelm von Roussillon von Valence (1298 –1331) sowie die von Robert I. von Neapel (1309 bis 1343) für die Provence ausgegebenen Carlini. Die päpstlichen Carlini führten seit Clemens VI. (1342 –1352) in Avignon und Urban V. (1362 –1370) in Rom als Motiv der Rs. die gekreuzten Schlüssel.
3. Carlino. Beiname der großen Goldmünze zu 5 Doppie von Savoyen.

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Neapel, Joachim Murat (1808 – 1815), Piastra zu 12 (Dodici) Carlini 1810


Savoyen, Carl Emanuel III. (1730 – 1773), Carlino zu 5 Doppie 1755, Münzstätte Turin