Besonderes Stück 32
Der einzige Doppeltaler in der Geschichte des Hochstifts Eichstätt wurde in der Sedisvakanz des Jahres 1790 nach dem Tode des Bischofs Johann Anton III. von Zehmen (1781-1790) vom Domkapitel ausgegeben. Während der Sedisvakanz übte das Domkapitel die gesamte landesherrschaftliche Gewalt und somit auch die Münzhoheit aus, die sonst der Hofkammer des Stiftes zustand. Das Domkapitel, seit dem 11. Jahrhundert eine selbstständige juristische Person, bestand aus 15 Mitgliedern und ihm oblag, neben einem Mitspracherecht in der Regierung, seit dem Wormser Konkordat von 1122 das Recht der Bischofswahl. Das Kapitel wählte stets ein Mitglied aus den eigenen Reihen; 1790 wählte man dann den Domherrn Joseph Graf von Stubenberg (1790-1802) zum neuen Fürstbischof, in dessen Regierungszeit das Fürstbistum 1802 von Bayern säkularisiert wurde (von Stubenberg war in der Folge bis zu seinem Tode 1824 nur noch Bischof des Bistums Eichstätt). Auch das Domkapitel wurde enteignet und 1806 aufgelöst. Der Doppeltaler zeigt auf der Vorderseite den bischöflichen Thronsaal mit einem leeren Thron. Auf beiden Seiten des Thrones stehen zwei Ziertische mit den geistlichen und weltlichen Stiftsinsignien. Über dem Saal schwebt das Auge Gottes sowie die beiden Stiftspatrone, der angelsächsische Mönch und Gründer des Bistums, der Hl. Willibald, und seine Schwester, die Hl. Walburga. Die Legende “REGNANS SEDE VACANTE CAPITULUM EYSTETTENSE” verweist auf das während der Sedisvakanz regierende Domkapitel von Eichstätt als Prägeherren, ein Band unten nennt Feingewicht und Jahr “17 V. EINE FEINE MARK 90”. Der Revers zeigt die Landschaft von Eichstätt mit Alleen, Feldern und Häusern an der Altmühl. Rechts im Hintergrund liegt die Willibaldsburg, die 1360-1725 die Bischofsresidenz war und durch das Schriftband unten mit “WILLIBALDS-BURG” identifiziert wird. Beherrscht wird das Bild jedoch von einer großen Eiche, die die Namensschilder der 15 Domherren trägt. Am Stamm lehnt das Kapitelwappen, und die Legende oben betitelt mit “EX UNO OMNIS NOSTRA SALUS” (Aus einem unser ganzes Heil) die Szenerie. Stempelschneider dieses prächtigen Doppeltalers war der Nürnberger Johann Peter Werner (1756-1800).