Besonderes Stück 30

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NÜRNBERG. Stadt. Rathaustaler o. J. (um 1720, von Daniel Sigmund Dockler). Noris sitzend n. l. vor dem Rathaus (mit ge­schlossenen Türen), darüber Adler, oben Schrift. Rs.: Stadtansicht, darüber strahlendes Dreieck, im Abschnitt vier Zeilen Schrift. Dav. 5664; F./M. 151; Kelln. 261. Feine Patina, vorzüglich+

Die Nürnberger Prägungen des 17. und 18. Jahrhunderts gelten bis heute als künstlerische Höhepunkte der Stempelschneide­kunst, wie sie nur von wenigen Reichsständen geprägt werden konnten. Nürnberg fühlte sich als eine der wichtigsten Städte des Reiches zu solchem Aufwand verpflichtet und konnte sich dies offensichtlich auch leisten. So sind zahlreiche Mehrfachtaler und Gold­abschläge, die für repräsentative Geschenkzwecke geschaffen wurden, erhalten. Das Nürnberger Rathaus gehört heutzutage als imposanter Renaissancebau des Architekten Jakob Wolff dem Jüngeren (1571-1620) zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die einheitliche Fensterfront und die drei prächtigen Barockportale geben dem langgestreckten Monumentalbau sein Gesicht. Er wurde während des letzten Krieges stark beschädigt und in den 1950er-Jahren wiederaufgebaut. Auf der Vorderseite des Talers sitzt die Personifikation der Stadt mit einem Freiheitshut und einem Füllhorn sowie zwei Wappen vor dem Rathhaus. Es gibt zwei Varianten in der Darstellung, deren offensichtlichste Unterschiede in der Darstellung oder Weglassung der Türflügel in den Portalen sind. Die vorliegende Variante weist aber allgemein eine wesentlich reicher und attraktiver dargestellte Front­seite auf. Auch die Darstellung der Noris und des Adlers sind feiner und detaillierter. Der Stempel mit offenen Türen wurde von Philipp Heinrich Müller (1654-1719), derjenige mit geschlossenen Türen von Daniel Sigmund Dockler (1700-1733) geschnitten. Die Taler waren wegen ihrer Schönheit sehr beliebt. Das Stempelpaar von Müller war das ältere; als der Rückseitenstempel nicht mehr brauchbar war, wurde Dockler mit der Neuanfertigung beauftragt. Dies war - entgegen der Datierung bei Kellner - jedoch erst um 1720 der Fall (siehe Fischer/Maué: Medaillen Nürnbergs, S. 137). Auf der Rückseite ist eine Stadtansicht aus Südosten gezeigt. Stadtansichten sind recht oft auf den Nürnberger Talern und Halbtalern zu sehen und zeigen den Stolz der Stadtväter auf ihre Stadt. Darüber sind meistens die drei Stadtwappen dargestellt, oft jedoch auch der strahlende Name Gottes oder - so wie hier - das Dreieck der Dreifaltigkeit. Die Reichsstadt sieht sich damit unter dem Schutze Gottes.