Besonderes Stück 28

Aus MGM Münzlexikon
VS Besonderes Stueck 28.jpg RS Besonderes Stueck 28.jpg
WINDSHEIM (Franken). Stadt. Silber-Medaille 1730 (von Peter Paul Werner) auf das 200j. Jubiläum der Augsburger Konfession. Stadtansicht, davor Kartusche mit Datum, Umschrift. Rs.: Religio sitzend n.r. mit Fuß auf Globus und Stadtgöttin mit Schild reichen einander die Hand, oben und im Abschnitt Schrift. 37 mm. Broz. 1112 (Sn); Slg. GPH 382; Schnell 240; Slg. Whit. 456. Sehr schön-vorzüglich

Die Augsburger Konfession wurde von Philipp Melanchthon (1497-1560) verfasst und behandelt in 28 Artikeln Glauben und Lehre des Protestantismus. Ihren Namen hat sie vom Reichstag in Augsburg im Jahre 1530, der einberufen worden war, um einen Ausgleich der politischen und religiösen Gegensätze im Reich herbeizuführen. Hier überreichten die protestantischen Stände dem Kaiser Karl V. (reg. 1519-1556) die Konfession, die in Zukunft die Grundlage ihres Glaubens sein sollte. Neben dem Thesenanschlag Luthers 1517 gilt die Augsburger Konfession als Grün­dungsdoku­ment des Protestan­tismus. In den folgenden Jahrhunderten wurde in vielen protestantischen Ländern und Städten die wichtigsten Jubiläumsdaten mit Festgottesdiensten, akademischen Festen, Vorträgen und Gedichten begangen. Die ersten Jahrhundert­feiern fanden während des Dreißigjährigen Krieges statt und wurden noch eher verhalten begangen; 100 Jahre später hatte sich die Situation grundlegend verändert. Nachdem der Westfälische Friede die konfessionelle Aufteilung festgeschrieben hatte, hatten sich die religiösen Gegensätze spürbar abgeschwächt. Man empfand das Jubiläum als eine besondere Gnade Gottes, und man feierte es mit allem damals denkbaren barocken Glanz. Davon zeugt auch die außerordentliche Zahl von Gedenk­medaillen und -münzen, die die Ausgaben bei früheren und späteren Jubiläen erheblich übertrafen. Windsheim ist eine an der Aisch gelegene Kleinstadt im heutigen bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken. Erstmals erwähnt wurde ‘Uuinedisheim’ in einer Urkunde aus dem Jahr 741. 1248 wurde sie Reichsstadt, seit 1500 gehörte Windsheim zum Fränki­schen Reichs­kreis. Im Jahr 1905 hatte sie 3.574 Einwohner (davon 224 Katholiken und 111 Juden). Bereits im Jahre 1525 wurde hier die Reformation eingeführt. 1529 nahm Windsheim am Reichstag zu Speyer teil und gehörte dort zu den Vertretern der protestantischen Minderheit, was zu dieser frühen Zeit wegen der möglichen Konsequenzen für eine kleine Reichsstadt ein mutiger Schritt war. Im Jahr darauf trat Windsheim beim Reichstag in Augsburg neben den Reichs­städten Weißenburg, Heilbronn und Kempten durch die Unterschrift des Bürgermeisters der Augsburger Konfession bei. Dies wird auf der Rückseite der Medaille auch explizit erwähnt. Neben der vorliegenden Medaille wurde auch noch ein silberner Auswurfjeton mit dem Reichsadler auf der Vorder- und Schrift auf der Rückseite in zwei Größen ausgegeben. Der Medailleur Peter Paul Werner wurde 1683 in Nürnberg geboren. Neben Johann Leonhard Oexlein, Philipp Heinrich Müller sowie Georg Wilhelm und Andreas Vestner zählte er zu den bedeutendsten Stempelschneidern des 18. Jahrhunderts und trug mit diesen zur herausragenden Position Nürnbergs in der Fertigung von Münz- und Medaillenstempeln bei. Er starb 1771 in Nürnberg. Die kleine Reichsstadt hat sich ihre Medaille also durchaus etwas kosten lassen...