Achtzehngröscher

Aus MGM Münzlexikon
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Achtzehngröscher 1655 von Danzig, die Wertzahl „18“ steht zwischen den beiden Köpfen der Löwenschildhalter

Auch: Timpf, Tympf. Polnische und preußische Silbermünze des 17. und 18. Jh. Die Prägung dieses Münztyps geht auf einen Vorschlag des Pächters der Münzstätte Posen, Andreas Tympf (Timpf ), aus dem Jahr 1663 zurück, den die polnische Münzkommission annahm. Danach sollten Gulden (→ Zloty) zu 30 polnischen Groschen (→ Groszy) aus achtlötigem Silber (= 500⁄1000 fein) geschlagen werden. Damit ergab sich für die Münzen ein Zwangskurs, denn bei diesem Münzfuß hatten diese Gulden (Guldentympfe, später nach dem Münzmeister kurz Tympfe oder Timpfe genannt) einen inneren Wert von lediglich 18 polnischen Groschen. Die lateinische Umschrift der Vorderseite wurde daher auch bewußt gewählt und lautet übersetzt: „Das Heil des Vaterlands ist wertvoller als das Metall“ (der Münze). Die gebildeten Stände in Polen deuteten jedoch die Initialen ICR des Königs (= Johann Casimir Rex) auf der Vorderseite in „Initium Calamitatis Regni“ (Ursache für das Unglück des Reiches) um. Die Guldentympfe strömten auch nach Preußen (Ostpreußen) ein und wurden dort nach anfänglichem Verbot für 18 polnische Groschen im Umlauf geduldet. Da auf den Taler 90 polnische Groschen entfielen, stellte dieser A. einen Wert von 1⁄5 Taler dar.
Eigentlich ist es deshalb unverständlich, warum der A. im 17. Jh. auch Ort (Vierteltaler) genannt wurde. Der Grund ist jedoch darin zu sehen, daß der ausgeprägte Ort 22 1⁄2 polnische Groschen galt. Er war die häufigste Silberkurantmünze in Polen und Preußen (vor allem in Königsberg und Danzig wurden zu Beginn des 17. Jh. enorme Mengen dieser Münzen geschlagen). Infolge von Feingehaltsverringerungen sank der Kurs des Nominals aber auf 18 polnische Groschen ab, so daß es wertmäßig mit dem Guldentympf, dem eigentlichen A., zusammenfiel und ebenfalls als A. oder Tympf bezeichnet wurde.
Die preußischen A. aus den Münzstätten Königsberg und (nach der Eroberung Schlesiens durch Friedrich II.) Breslau weisen ebenso wie die polnischen A. seit der Regierungszeit von König Johann Casimir (1649 –1668) die Wertzahl „18“ auf.
A. wurden außer in den polnischen Kronmünzstätten auch in den Städten Thorn und Elbing sowie im Herzogtum Kurland gemünzt. Auch in Rußland wurden 1707 A. für den Handel mit Polen ausgegeben. Nachdem der sächsische Kurfürst Friedrich August I. (1694 –1733), genannt August der Starke, als August II. auch König von Polen geworden war, wurden A. nach sächsisch-polnischem Gepräge auch in der Münzstätte Leipzig durch Münzmeister Ernst Peter Hecht geschlagen.
Im Jahr 1717 wurden die A. auf Beschluß des polnischen Sejms mit 38 polnischen Kupfergroschen bewertet, 1765 dann mit 36 Kupfergroschen. Bei der Einziehung der A. 1766 in Polen nahmen die Kassen sie aber nur mit 27 Kupfergroschen in Zahlung.
Im Siebenjährigen Krieg (1756 –1763) wurden von Friedrich II. von Preußen (1740 –1786) die A. so stark verschlechtert (teilweise unter betrügerischer Verwendung erbeuteter sächsisch-polnischer Münzstempel (→ Ephraimit ), daß die Bevölkerung die A. schließlich völlig ablehnte. Letztes Prägejahr war deshalb auch 1765. Die A., die während des Kriegs im von russischen Truppen besetzten Ostpreußen ausgegeben wurden, waren jedoch vollwertig. Wie populär der Name Tympf für die A. im 18. Jh. war, beweist die Verwendung eines großen „T“ als Wertangabe auf sächsisch-polnischen A. der Jahrgänge 1752, 1753 und 1755.
Die A. hielten sich – entsprechend bewertet – auch im 19. Jh. im Geldumlauf Preußens und wurden erst durch das Reichsgesetz vom 21. September 1875 ungültig.

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Preußischer Achtzehngröscher 1698, Münzstätte Königsberg, die Wertzahl „18“ steht an den Adlerfängen


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Sächsisch-polnischer Tympf 1753 aus der Münzstätte Leipzig, die Wertbezeichnung „T“ befindet sich unterhalb des Wappenschilds