Ära

Aus MGM Münzlexikon

(Plural Ären): Zeitrechnung, Reihenfolge der von einem bestimmten Ereignis (historische Epoche genannt) an gezählten Jahre. Voraussetzung für jede Ä. sind das Vorhandensein des astronomischen Jahresbegriffs sowie ein Geschichtsbewußtsein. – Im antiken Griechenland bildeten die ersten Wettkämpfe in Olympia am 8. Juli 776 v. Chr. den Beginn der Olympiaden-Ära, neben der jedoch verschiedene Ä. einzelner griechischer Stämme bestanden. Jahreszahlen nach der Olympiaden-Ä., die seit 200 v. Chr. von Gelehrten gebraucht wurde, kommen auf griechischen Münzen nicht vor; erst in hellenistischer Zeit wurden Münzen mit Jahresangaben geprägt, meist nur in Vorderasien und Ägypten sowie häufiger von Königen als von Städten. – Die Römische Ära, beginnend mit der Gründung Roms (lat. post urbem conditam, ab urbe condita) am 21. April 753 v. Chr. (sogenannte varronische Ä.) bzw. am 21. April 752 (sogenannte kapitolinische Ä.) wurde ebenfalls nur wissenschaftlich verwendet (lediglich zwei römische Münzen nehmen auf die varronische Ä. Bezug). Im öffentlichen Leben wurden die Jahre nach den jeweiligen beiden Konsuln benannt; erst auf Kaisermünzen kommt im Titel der Herrscher die Würde des Konsulats zahlenmäßig zum Ausdruck. In numismatischer Hinsicht sind folgende Ä. von besonderer Bedeutung: Ära der Seleukiden, beginnend mit der Errichtung der Seleukiden-Herrschaft in Babylon am 1. Oktober 312 v. Chr. Das Seleukiden-Reich (Syrisches Reich) war neben Ägypten und Makedonien die dritte hellenistische Großmacht; seit 64 v. Chr. römische Provinz. Ä. des Königreichs Pontos (am Marmara-Meer), beginnend mit dem Jahr 297 v. Chr., auch im Königreich Bithynien (ebenfalls in Kleinasien) gebräuchlich. Alexandrinische Ära, beginnend mit dem 30. August 30 v. Chr., im Altertum weitverbreitete Ä. und im Orient lange in Gebrauch. Jüdische (Welt-)Ära, beginnend mit dem 7. Oktober 3761 v. Chr. (nach jüdischer Lehre Zeitpunkt der Erschaffung der Welt); vom 11. Jh. bis heute gebräuchlich. Christliche Ära, begründet durch den Mönch Dionysius Exiguus, der das Jahr 753 nach der Gründung Roms als Geburtsjahr Christi errechnete. Die christliche Ä. wird erst seit dem 10. Jh. im Abendland verwendet; die Epoche beginnend mit dem 1. Januar des Jahrs 754 seit der Gründung Roms (auf falscher Errechnung der Geburt Christi durch Dionysius Exiguus beruhend). Mohammedanische Ära, beginnend mit dem 16. Juli 622 n. Chr., dem Tag der Übersiedlung des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina (→ Hedschra ). Ära der Französischen Revolution, beginnend mit der Ausrufung der Republik am 22. September 1792; durch Napoleon I. ab 1. Januar 1806 abgeschafft. → Jahreszahlen auf Münzen